Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


de:reprap-industrial-v1:knowledge-base

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen Revision Vorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
de:reprap-industrial-v1:knowledge-base [2015/11/17 12:15]
Markus Bürgener [Qualitätsbeurteilung des Filaments]
de:reprap-industrial-v1:knowledge-base [2016/01/22 11:26] (aktuell)
Markus Bürgener [Kalibrieren der Extrusionsmenge] Rechtschreibung
Zeile 14: Zeile 14:
 Eine der Kernfunktionen des RepRap Industrial 3D Druckers ist die Dualextrusion,​ also das gleichzeitige Drucken mit zwei Druckköpfen. Das Drucken optisch hochwertiger zweifarbiger Objekte oder von Teilen aus zwei unterschiedlichen Materialien,​ die Herstellung von Funktionsteilen aus einem Materialmix oder sehr präzise, komplexe Geometrien durch vollflächig anliegendes,​ lösliches Stützmaterial zu erzeugen werden erst mit dem Doppeldruckkopf möglich. Und nicht nur hardwareseitig ist der 3D Drucker mit den notwendigen Komponenten ausgestattet,​ auch die entsprechende Software liefert durchdachte und Lösungen um die notwendigen Konfigurationen mithilfe übersichtlicher Wizards schnell und einfach vorzunehmen.\\ Eine der Kernfunktionen des RepRap Industrial 3D Druckers ist die Dualextrusion,​ also das gleichzeitige Drucken mit zwei Druckköpfen. Das Drucken optisch hochwertiger zweifarbiger Objekte oder von Teilen aus zwei unterschiedlichen Materialien,​ die Herstellung von Funktionsteilen aus einem Materialmix oder sehr präzise, komplexe Geometrien durch vollflächig anliegendes,​ lösliches Stützmaterial zu erzeugen werden erst mit dem Doppeldruckkopf möglich. Und nicht nur hardwareseitig ist der 3D Drucker mit den notwendigen Komponenten ausgestattet,​ auch die entsprechende Software liefert durchdachte und Lösungen um die notwendigen Konfigurationen mithilfe übersichtlicher Wizards schnell und einfach vorzunehmen.\\
 Einfach die gewünschte Materialkombination einlegen und die Kalibrierungen durchführen,​ um anschließend den gewünschten G-code zu erzeugen und hochzuladen – alle notwendigen Schritte für erfolgreiches Drucken mit beiden Hot Ends sind im Folgenden beschrieben. Einfach die gewünschte Materialkombination einlegen und die Kalibrierungen durchführen,​ um anschließend den gewünschten G-code zu erzeugen und hochzuladen – alle notwendigen Schritte für erfolgreiches Drucken mit beiden Hot Ends sind im Folgenden beschrieben.
 +  * [[#​grundlegende-dualdruck-einstellungen|Basiseinstellungen]]
 +  * [[#​drucken-mit-loeslichem-stuetzmaterial|lösliches Stützmaterial]]
 +  * [[#​nachbearbeitung-von-loeslichem-hips-stuetzmaterial|Nachbehandlung von löslichem Stützmaterial]]
 +  * [[#​zweifarbig-drucken|zweifarbige Drucke]]
 +
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
  
Zeile 40: Zeile 45:
   - Um mit zwei Düsen zu drucken ist es unbeding erforderlich,​ dass beide Hot Ends präzise auf die selbe Höhe eingestellt sind. Falls noch nicht erfolgt, rufen Sie den [Print Bed Leveling] Wizard auf und folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm.   - Um mit zwei Düsen zu drucken ist es unbeding erforderlich,​ dass beide Hot Ends präzise auf die selbe Höhe eingestellt sind. Falls noch nicht erfolgt, rufen Sie den [Print Bed Leveling] Wizard auf und folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm.
   - Der Offset der Düsen muss ebenfalls genau kalibriert sein, um punktgenaues Anfahren der relativen Positionen zu erreichen. Führen Sie den [Calibrate Extruder Offset] Wizard über das //Setup// Menü des GUI durch und drucken Sie den hinterlegten Druckjob. Lesen Sie anschließend den X- und Y-Offset vom Modell ab, tragen Sie ihn in den Wizard ein und speichern ([Save]) Sie die Werte.   - Der Offset der Düsen muss ebenfalls genau kalibriert sein, um punktgenaues Anfahren der relativen Positionen zu erreichen. Führen Sie den [Calibrate Extruder Offset] Wizard über das //Setup// Menü des GUI durch und drucken Sie den hinterlegten Druckjob. Lesen Sie anschließend den X- und Y-Offset vom Modell ab, tragen Sie ihn in den Wizard ein und speichern ([Save]) Sie die Werte.
-  - Vergessen Sie nicht, den [[reprap-industrial-v1:​tips-tricks#​calibrating-the-extrusion|Extrusions Multiplikator]] für das jeweilige Material korrekt in den //Filament Settings// des Slic3r einzutragen bzw. führen Sie erforderlichenfalls den [Calibrate Extrusion] Wizard für jedes Hot End durch.+  - Vergessen Sie nicht, den [[#​calibrating-the-extrusion|Extrusions Multiplikator]] für das jeweilige Material korrekt in den //Filament Settings// des Slic3r einzutragen bzw. führen Sie erforderlichenfalls den [Calibrate Extrusion] Wizard für jedes Hot End durch.
  
 Die Hardware des 3D Druckers ist anschließend bereit für den Dualdruck. Die Hardware des 3D Druckers ist anschließend bereit für den Dualdruck.
Zeile 266: Zeile 271:
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
 +<WRAP clear/>
  
 +===== Druckvorbereitung =====
 +Unter dem Begriff //​Druckvorbereitung//​ finden sind Informationen zu
 +  * Materialeigenschaften bestimmen
 +    * [[#​einstellen-der-extrusionstemperatur|Einstellen der Extrusionstemperatur]]
 +    * [[#​kalibrieren-der-extrusionsmenge|Festlegen des Extrusionsmultiplikators]]
 +    * [[#​qualitaetsbeurteilung-des-filaments|Prüfen der Filamentqualität]]
 +  * 3D-Druck geeignete Konstruktion und Slicing
 +    * [[#​handhabung-von-3d-daten|Umgang mit 3D-Daten]]
 +    * [[#​schichten-und-schichtqualitaet|Schichten und Schichtqualität]]
 +    * [[#​masshaltigkeit|Maßhaltigkeit]]
  
 +und ähnlichen Themenbereichen,​ die im Vorfeld eines Druckauftrags von Bedeutung sind oder sein können.
 +<WRAP clear/>
  
-===== Materialien =====  +==== Einstellen der Extrusion ​==== 
-Alle Information in diesem Abschnitt gelten für die genannten Materialien ausschließlich bei Verwendung mit dem RepRap Industrial 3D Drucker. Alle Angaben basieren auf ausführlichen Tests und sind vor der Freigabe mehrfach verifiziert worden.\\ +Abhängig vom Kunststoff und auch von eventuellen Füllstoffen (z.B. Pigmente) bei gleichen Kunststoffen variiert die Extrusionstemperatur ​erheblich. Die meisten Hersteller geben eine optimale ​Extrusionstemperatur ​für jedes Material an, welche eine gute Basis darstellt, wenn Sie neue Materialien das erste Mal ausprobieren und die richtige ​Extrusionstemperatur ​ermitteln wollen.\\
-Wir garantieren die Gültigkeit der angegebenen Einstellungen nur für Materialien,​ die direkt über //​Kühling&​Kühling//​ bezogen wurden oder von hier ausdrücklich genannten Herstellern. Da bisher keine allgemeinen Standards für die Herstellung von 3D Druck Filamenten existieren, kann //​Kühling&​Kühling//​ nicht für Probleme verantwortlich gemacht werden, die bei Verwendung von Materialien aus anderen Bezugsquellen entstehen.\\ +
-Nichtsdestotrotz stehen wir bei allen Fragen bezüglich der Handhabung und dem Druck verschiedener Materialien gerne mit Rat und Tat zur Seite. Beachten Sie bitte die Hinweise unter [[reprap-industrial-v1:​tips-tricks#​filament-quality-check|Qualitätsbeurteilung des Filaments]] sowie im [[reprap-industrial-v1:​service-guide|Service Guide]] und dem [[reprap-industrial-v1:​troubleshooting|Troubleshooting]],​ wenn Sie Probleme mit dem Drucken spezieller Materialien haben. Soweit uns bekannt, stellen wir alle Tipps und Hinweise zur Verfügung, die bei der Lösung eines Problems helfen können. Auch nehmen wir gerne Ihre Hinweise und Erkenntnisse an und arbeiten sie mit in diese Anleitungen ein. +
-<WRAP clear></​WRAP>​ +
- +
-==== Einstellen der Drucktemperatur ​==== +
-Abhängig vom Kunststoff und auch von eventuellen Füllstoffen (z.B. Pigmente) bei gleichen Kunststoffen variiert die Drucktemperatur ​erheblich. Die meisten Hersteller geben eine optimale ​Drucktemperatur ​für jedes Material an, welche eine gute Basis darstellt, wenn Sie neue Materialien das erste Mal ausprobieren und die richtige ​Drucktemperatur ​ermitteln wollen.\\+
 <WRAP group> <WRAP group>
 <WRAP half column> <WRAP half column>
-Eine sorgfältige Feineinstellunge der Drucktemperatur ​kann das Druckergebnis erheblich verbessern und unerwünschte Nebeneffekte (wie Oozing und Stringing) reduzieren. Einige Kunststoffe reagieren innerhalb einer geringen Temperaturspanne (±5°C) erstaunlich unterschiedlich,​ so dass sich ein intensives Austesten der besten Temperatureinstellung lohnt.\\ \\ Aus diesem Grund ist der RepRap Industrial ab Softwareversion v1.1.0 mit einer direkten Temperatursteuerung für beide Düsen über das HMI ausgestattet.\\+Eine sorgfältige Feineinstellunge der Extrusionstemperatur ​kann das Druckergebnis erheblich verbessern und unerwünschte Nebeneffekte (wie Oozing und Stringing) reduzieren. Einige Kunststoffe reagieren innerhalb einer geringen Temperaturspanne (±5°C) erstaunlich unterschiedlich,​ so dass sich ein intensives Austesten der besten Temperatureinstellung lohnt.\\ \\ Aus diesem Grund ist der RepRap Industrial ab Softwareversion v1.1.0 mit einer direkten Temperatursteuerung für beide Düsen über das HMI ausgestattet.\\
 Diese neue Funktion ermöglicht effektivere und komfortablere Drucktemperaturtests,​ ohne das Anlegen von Profilen im Web-Interface und die Verwendung des [Prime Extruders] Wizards.\\ Diese neue Funktion ermöglicht effektivere und komfortablere Drucktemperaturtests,​ ohne das Anlegen von Profilen im Web-Interface und die Verwendung des [Prime Extruders] Wizards.\\
  
Zeile 291: Zeile 303:
     - An der Düse wird ein sauberer, grader und glatter Strang gleichmäßig extrudiert.     - An der Düse wird ein sauberer, grader und glatter Strang gleichmäßig extrudiert.
     - Es sind weder Blasenbildung noch Verfärbungen sichtbar. Beides deutet auf eine **zu hohe** Temperatur hin.\\ Verschwindet die Blasenbildung nach dem Reduzieren der Temperatur nicht, kann dies auch auf eine zu hohe Feuchtigkeitsaufnahme des Materials hindeuten. Das Filament muss dann entnommen und gründlich getrocknet werden (siehe Trocknungsempfehlungen der einzelnen Materialien).     - Es sind weder Blasenbildung noch Verfärbungen sichtbar. Beides deutet auf eine **zu hohe** Temperatur hin.\\ Verschwindet die Blasenbildung nach dem Reduzieren der Temperatur nicht, kann dies auch auf eine zu hohe Feuchtigkeitsaufnahme des Materials hindeuten. Das Filament muss dann entnommen und gründlich getrocknet werden (siehe Trocknungsempfehlungen der einzelnen Materialien).
-    - Der extrudierte Faden quillt an der Düsenspitze nicht auf. Anschwellen ​beudeutet, dass die Temperatur **zu niedrig** und damit die innere Reibung im Material zu hoch ist. +    - Der extrudierte Faden quillt an der Düsenspitze nicht auf. Anschwellen ​bedeutet, dass die Temperatur **zu niedrig** und damit die innere Reibung im Material zu hoch ist. 
-    - Das Förderrad dreht nicht durch und gräbt sich nicht in das Filament. Das Zahnprofil, das das Förderrag ​auf dem Filamentstrang hinterlässt,​ ist gleichmäßig und symmetrisch. Durchdrehen oder Eingraben des Förderrades weist auf ein **zu niedrige** Temperatur und damit zu hohe Reibung in der Düse hin.+    - Das Förderrad dreht nicht durch und gräbt sich nicht in das Filament. Das Zahnprofil, das das Förderrad ​auf dem Filamentstrang hinterlässt,​ ist gleichmäßig und symmetrisch. Durchdrehen oder Eingraben des Förderrades ​("​Fressen"​) ​weist auf ein **zu niedrige** Temperatur und damit zu hohe Reibung in der Düse hin. Beachten Sie, dass auch eine falsche Spannung des Andrückhebels kann zu Fressen führen kann. Sollte das Problem mit Temperaturänderungen nicht zu beheben sein, versuchen Sie zunächst, die [[service-guide#​einstellen-der-vorspannung|Andrückhebel-Vorspannung einzustellen]].
     -- Das Material läuft nicht übermäßig und dünnflüssig aus der Düse nach, nachdem das Extrudieren beendet und die Temperatur reduziert wurde.     -- Das Material läuft nicht übermäßig und dünnflüssig aus der Düse nach, nachdem das Extrudieren beendet und die Temperatur reduziert wurde.
     .. Sind diese Punkte nicht erfüllt, ändern Sie die Temperatur und Extrudieren so lange, bis das Aussehen des Extrusionsfadens und des Zahnprofils stimmt.     .. Sind diese Punkte nicht erfüllt, ändern Sie die Temperatur und Extrudieren so lange, bis das Aussehen des Extrusionsfadens und des Zahnprofils stimmt.
Zeile 304: Zeile 316:
 INFO INFO
  
-//Beachten Sie, dass die Extrusionstemperatur,​ die in der Fußzeile des GUI angezeigt wird, am Heizblock gemessen werden und daher an der Düsenspitze 5 - 10°C niedriger sein kann. Erhöhen Sie versuchweise die Extrusionstemperatur,​ wenn Sie mit dem Druckverhalten oder dem Druckergebnis unzufrieden sind. \\ \\ Wenn Sie neue Materialien testen, vergessen Sie nicht, den richtigen Extrusionsmultiplikator zu ermitteln, indem Sie einen [[reprap-industrial-v1:​tips-tricks#​calibrating-the-extrusion|Kalibrierwürfel]] drucken.\\ \\ Ist in der //​Configuration//​ kein Profil für ein Hot End ausgewählt ist, ist die Temperatur auf 180°C voreingestellt.//​+//Beachten Sie, dass die Extrusionstemperatur,​ die in der Fußzeile des GUI angezeigt wird, am Heizblock gemessen werden und daher an der Düsenspitze 5 - 10°C niedriger sein kann. Erhöhen Sie versuchweise die Extrusionstemperatur,​ wenn Sie mit dem Druckverhalten oder dem Druckergebnis unzufrieden sind. \\ \\ Wenn Sie neue Materialien testen, vergessen Sie nicht, den richtigen Extrusionsmultiplikator zu ermitteln, indem Sie einen [[#​calibrating-the-extrusion|Kalibrierwürfel]] drucken.\\ \\ Ist in der //​Configuration//​ kein Profil für ein Hot End ausgewählt ist, ist die Temperatur auf 180°C voreingestellt.//​
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
 \\ \\
Zeile 319: Zeile 331:
 Wir testen ständig neue Prozessabläufe,​ Materialien und Geometrien und veröffentlichen jeden Erkenntnisgewinn in dieser Dokumentation. Wir testen ständig neue Prozessabläufe,​ Materialien und Geometrien und veröffentlichen jeden Erkenntnisgewinn in dieser Dokumentation.
 <WRAP clear></​WRAP>​ <WRAP clear></​WRAP>​
 +==== Handhabung von 3D-Daten ====
 +Alle uns verfügbaren Informationen,​ die den Slicing-Vorgang verbessern oder vereinfachen,​ stellen wir in den folgenden Absätzen bereit. Ihre eigenen Anregungen und Erkenntnisse nehmen wir jederzeit gerne auf.
 +
 +=== STL-Dateien beurteilen ===
 +Besonders bei der Verwendung von STL-Dateien,​ die von freien Datenbanken aus dem Internet heruntergeladen wurden, kommt es immer wieder vor, dass der STL-Export fehlerhaft und die Dateien damit ungeeignet zum Drucken ist. Fehlerhaft Flächen („Non-Manifold“) und Löcher in der Oberfläche können es zu einer äußerst unerfreulichen Angelegenheit machen, den Fehler in einem Druckauftrag zu finden, da weder im G-Code, noch am 3D-Drucker eine eindeutige Ursache zu finden ist.
 +
 +Eine schnelle und einfache Methode, diese Fehlerquelle auszuschließen,​ ist die Beurteilung der Sauberkeit der STL-Daten. Sie benötigen lediglich ein Programm, das STL-Meshdaten analysieren kann\\
 +Slic3r selbst kann kleinere Fehler erkennen und beheben und [[http://​www.netfabb.com/​|netfabb]] bietet eine [[http://​www.netfabb.com/​downloadcenter.php?​basic=1|kostenlose Basisversion]] von //netfabb studio// an, mit der STL-Dateien geöffnet, überprüft und repariert werden können. Andere Programme können ebenfalls hilfreich sein, aber mit diesen beiden wird die grundlegende Erkennung von beschädigten STL-Daten erklärt.
 +
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +__Slic3r part info:__\\ (siehe auch [[http://​manual.slic3r.org/​advanced/​repairing-models|Slic3r Handbuch]])\\
 +Nach dem Aufrufen einer Datei in Slic3r zeigt die Infobox in der unteren rechten Ecke des //Plater// Tabs Informationen zu Modellzustand an. Für ein einzelnes, einwandfreies Teil sollte diese Info folgendermaßen aussehen:\\
 +''​Factes:​ xxxxx (1 shells)''​\\
 +''​Manifold:​ Yes''​\\
 +
 +Wenn die Anzeige ''​Manifold:​ Auto-repaired (xxxx errors)''​ lautet, weist die Geometrie Beschädigungen auf.\\ Wahrscheinlich wird in diesem Fall auch eine erhöhte Anzahl Schalen (in sich geschlossene Geometrien) angezeigt (z.B. ''​Facets:​ xxxxx (6 shells)'',​ weil das Teil aufgespalten wurde.\\ Prüfen Sie auch die 3D-Voransicht auf sichtbare Defekte. In diesem Fall ist es empfehlenswert,​ die Datei zunächst zu reparieren oder ggf. vollständig neu zu konstruieren.\\ Beachten Sie, das die Autoreparaturfunktion von Slic3r lediglich kleinere Defekte beheben kann.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​slic3r_brokenpart-analysis.png?​400|Slic3r Infobox für ein einwandfreies (oben) und ein fehlerhaftes (unten) Druckteil.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 + 
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +__Beurteilung und Reparatur mit //netfabb basic//:​__\\ (siehe auch [[http://​www.netfabb.com/​manuals_download.php|netfabb basic Handbuch]])\\
 +Wenn Sie eine defekte STL-Datei in //netfabb// öffnen, zeigt das Programm in der unteren rechten Bildschirmecke ein rotes Warndreieck an.\\ Um die Fehler anzuzeigen, rufen Sie die Reparaturfunktion über das Rot-Kreuz-Symbol in der Kopfleiste oder über das Menü //Extras// auf. Das Teil wird analysiert und die Mesh-Informationen,​ einschließlich Löchern, falsch orientierter Flächen etc., werden angezeigt. Sie können die Autoreparaturfunktion verwenden oder manuell Reparaturen durchführen (sehr begrenzt in der Basisversion),​ um Korrekturen vorzunehmen,​ bevor Sie das Teil erneut als STL exportieren.\\
 +\\
 +Wenn eine einfache Reparatur nicht erfolgreich ist, sollte das Teil verworfen und neu konstruiert oder ersetzt werden.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​netfab_brokenpart-analysis.png?​400|Warnung vor Beschädigungen in einer STL und Vorschau der reparaturbedürftigen Flächen und Löcher in der Reparaturfunktion von //netfabb// basic.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +=== Überhänge - Anpassen der Schichtstärke ===
 +Wenn Sie filigrane Objekte mit überhängenden Geometrien ohne Stützmaterial drucken wollen, versuchen Sie, die Schichtstärke um 15 – 20% zu reduzieren. Durch die so erzeugte feinere Z-Auflösung überdecken sich aufeinander folgende Schichten besser und die Stabilität über die Objekthöhe wird verbessert.
 +<WRAP clear/>
 +
 +=== Fülldichte und Perimeter modifizieren ===
 +Derzeit stehen zwei grundlegend unterschiedliche Slic3r Profile auf unserem [[https://​github.com/​kuehlingkuehling/​RepRap-Industrial-Slic3r-profiles|GitHub Repository]] mit druckfertigen Voreinstellungen zur Verfügung. Im Folgenden einige Hinweise, wie Sie diese an Ihre Bedürfnisse anpassen können.\\
 +Das //SOLID// Profil bedarf normalerweise keinerlei Änderungen,​ da die Voreinstellungen so gewählt sind, dass massive, stabile Teile zuverlässig gedruckt werden. Allerdings kann die Druckzeit durch ein Erhöhen oder Reduzieren der Schichtdicke beeinflusst werden.\\
 +Das //ECO// Profil ist für Objekte mit reduzierter Fülldichte ausgelegt. So können leichtere Teile mit geringerer Druckzeit und geringerem Materialverbrauch erzeugt werden. Für optimale Ergebnisse können die Einstellungen angepasst werden.\\
 +Wir empfehlen, die folgenden Einstellungen **immer** bei Verwendung des ECO-Profils zu verwenden:
 +  * Ein Hülldicke von mindestens 1,0 bis 1,5mm. Als Faustregel, teilen Sie die angestrebte Hülldicke durch den Düsendurchmesser,​ um die erforderlich Anzahl Perimeter zu ermitteln. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass das Objekt eine geschlossene,​ saubere und stabile Hülle erhält.\\ Beispielberechnung anhand des Standardprofils:​\\ eingestellter Düsendurchmesser = ''​0.35mm'';​ gewünschte Hülldicke = ''​1mm''​ -> ''​1mm/​0,​35mm = 2,​87''​ -> Anzahl der einestellten Perimeter: ''​3''​
 +  * Honeycomb Infill (Wabenfüllmuster),​ da es die höchste Stabilität bei optimaler Dichte liefert.
 +  * Eine minimale Fülldichte von 15 %.
 +  * Eine maximale Füldichte von 30 %. Höhere Fülldichten haben keine nennenswerten Vorteile gegenüber solide gedruckten Teilen, erhöhen aber die Druckzeit deutlich.
 +<WRAP clear/>
 +
 +==== Schichten und Schichtqualität ====
 +Wenn es darum geht, qualitativ hochwertige Druckobjekte zu erzeugen, führt kein Weg am Thema „Schichten“ vorbei. Die Schichteinstellungen beinflussen die Druckqualität im gleichen Umfang, wie die richtige Drucktemperatur und die Druckgeschwindigkeiten. Natürlich greifen alle diese Faktoren ineinander und beeinflussen sich gegenseitig,​ aber wie Sie vielleicht bereits festgestellt haben, enthält jede Slicing-Software zahlreiche Einstellmöglichkeiten spziell für die Druckschichten.\\
 +Nachfolgend finden Sie zunächst einen Überblick über dieses Thema, sowie tiefergehende Informationen zu grundlegenden Einstellungen und fortgeschrittene Anwendertipps,​ mit denen Sie schrittweise die Qualität Ihrer gedruckten Teile verbessern können.\\
 +Wie bereits an anderer Stelle in diesem Handbuch erwähnt, richtet sich der Fokus des RepRap Industrial auf das Drucken von hochwertigen ABS-Teilen. Daher beziehen sich die meisten Angaben im Folgenden auf dieses Material; wird entsprechend darauf hingewiesen.\\
 +Wird von Software-Einstellungen gesprochen, beziehen sich diese stets auf den [[http://​slic3r.org/​|Slic3r]] von Alessandro Ranellucci und seinem Team.\\
 +Verständlicherweise beziehen sich alle gemachten Aussagen ausschließlich auf den RepRap Industrial beziehen, der die Basis unserer Erfahrungswerte darstellt. Vieles mag für andere Anwendungen und andere Software ebenso zutreffen, da es sich um grundlegendes Wissen über das FFF-Verfahren handelt, das auch an anderer Stelle, in Büchern und Internetforen zu finden ist. Wir wollen es dem Benutzer des RepRap Industrial ermöglichen,​ die bestmöglichen Ergebnisse mit seinem 3D Drucker zu erzielen und bemühen uns daher, alle notwendigen Informationen in einer einzigen Quelle zusammenzufassen.
 +<WRAP clear></​WRAP>​
 +
 +=== Verzug minimieren ===
 +Einer der wichtigsten Faktoren, der darüber entscheidet,​ ob ein Drucker überhaupt ordentlich beendet wird, und wenn ja, in welcher Qualität, ist die Haftung der ersten Schicht auf dem Druckbett. Diese erste Schicht führt thermische Spannungen aus dem Bauteil in das Druckbett ab.\\ ABS, Polycarbonat und Nylon sind beispielsweise sehr verzugsstark,​ sodass nur die vollflächige und sichere Haftung auf einem steifen Druckuntergrund Verziehen verhindern kann. Haftet die erste Schicht nicht am Druckbett, manifestieren sich die Spannungen um gesamten Modell – das Objekt löst sich vom Untergrund, Wände verbiegen sich und der Druck ist ruiniert. Temperaturinduzierte Spannungen treten mit zunehmender Höhe des Modells immer stärker in Erscheinung. Lange, gerade Perimeter verstärken den Effekt weiter.\\
 +Drei Faktoren beeinflussen die Haftung maßgeblich:​
 +  - Ein exakt kalibriertes Druckbett (wie in [[#​print-bed-leveling|Tipps & Tricks]] beschrieben),​
 +  - das Druckbettmaterial,​
 +  - die Druckbetttemperatur.
 +Das Druckbettmaterial muss zu dem zu druckenden Kunststoff passen. Schon ein für ABS geeignetes Material mit allen oben genannten Eigenschaften zu finden, war eine Herausforderung für sich. Erst nach einer großen Anzahl von Tests waren wir sicher, das unsere PEI Wechseldruckplatten alle Erfordernisse erfüllen und darüber hinaus steif, eben und thermisch stabil genug sind. In Kombination mit der beheizten Druckkammer ist der RepRap Industrial hervorragend geeignet, formstabile,​ winklige Objekte zu erzeugen, die sich auch einfach wieder vom Druckbett abnehmen lassen.\\
 +Die Wechseldruckplatten,​ die zum RepRap Industrial gehören, erfüllen alle gestellten Anforderung perfekt für [[knowledge-base#​acrylonitrile-butadiene-styrene-abs|ABS]] und [[knowledge-base#​high-impact-polystyrene-hips|HIPS]],​ die gängigsten Druckmaterialien für diesen 3D Drucker. Andere Materialien,​ wie beispielsweise [[knowledge-base#​polyethylene-terephthalate-pet-copolyester|PET Copolyester]],​ [[knowledge-base#​thermoplastic-elastomer-tpe|PLA]] und [[knowledge-base#​thermoplastic-elastomer-tpe|TPE-u]],​ haften ebenfalls unproblematisch auf der PEI-Fläche.\\ Sollten eine spezielle Behandlung des Druckuntergrundes (z.B. eine Beschichtung mit PVA-Kleber bei [[knowledge-base#​polyvinyl-alcohol-pva|PVA]]) oder ein gänzlich anderes Material erforderlich sein (z.B. Sperrholz bei [[knowledge-base#​polyamid-pa-nylon|PA 12]]), ist dies in der entsprechenden Erläuterung zum jeweiligen [[knowledge-base#​materials|Material]].\\
 +\\
 +Die wichtigste Einstellung,​ nach der Wahl des richtigen Materials, ist die Druckbetttemperatur,​ um optimale Haftung während des gesamten Druckvorgangs sicherzustellen. Einige Kunststoffe,​ wie etwa ABS oder PC, brauchen hohe Temperaturen um zu haften, während bei anderen, wie z.B. PVA oder PLA, Wärme eher kontraproduktiv ist. Hier wird ein kaltes (= Raumtemperatur) Druckbett benötigt.\\
 +Die jeweils erforderliche Druckbetttemperatur für einzelne Kunststoffe finden Sie in der [[knowledge-base#​materials|Materialbeschreibung]].
 +
 +Andere Slic3r-Einstellungen,​ die helfen können, Verzug zu minimieren, sind in den [[#​first-layer|Tipps & Tricks]] aufgeführt.
 +<WRAP clear></​WRAP>​
 +
 +=== Die erste Schicht ===
 +Eine Einstellung sticht bei der Vorbereitung eines Druckjobs in der Slicing-Software immer heraus: die ''​erste Schicht''​. Alles danach Gedruckte sind „nur“ Schichten, diese Erste hingegen ist von entscheidender Bedeutung für das Druckergebnis.\\
 +Dies ergibt sich aus den Anforderungen,​ die an die allererste Schicht gestellt werden:
 +  * Kompensation von Druckbettunebenheiten und damit die Schaffung eines ebenen und stabilen Fundaments für die folgenden Schichten. Leichte Kalibrierungsfehler,​ eine zerkratzte oder verbogene Druckbettoberfläche können einen sehr unebenen Untergrund darstellen, die so ausgeglichen werden. In den Slicing-Profilen,​ die im [[https://​github.com/​kuehlingkuehling/​RepRap-Industrial-Slic3r-profiles|GitHub repository]] zum Download bereitstehen,​ ist die erste Schicht grundsätzlich breiter und dicker als die übrigen Schichten eingestellt. Der erhöhte Materialdurchfluss füllt kleine Unebenheiten auf und bereitet so einen ebenen Untergrund.
 +  * Gute Haftung am Druckuntergrund um thermische Spannung in das Druckbett abzuleiten, wodurchVerzug minimiert wird. Optimale Einstellungen der ersten Schicht werden umso wichtiger, je größer das Druckobjekt ist und je länger die Kanten sind.
 +* Problemloses Lösen vom Druckbett nach dem Druck; nachdem der Druck beendet ist, muss sich das Modell problemlos und vor allem zerstörungsfrei vom Druckbett lösen lassen. Die erste Schicht darf sich also nicht permanant mit dem Druckbett verbinden. Sie muss sich, optimalerweise alleine durch den Abkühlvorgang,​ sauber von der Oberfläche trennen lassen. Dies ist alleine davon abhängig, dass die Kombination aus Druck- und Druckbettmaterial für die Anwendung geeignet ist.
 +
 +Wenn Sie sicher sind, dass Sie richtig kalibriert haben und das alle Temperaturen stimmen und trotzdem Probleme wie Delaminieren und Verzug auftreten, prüfen Sie die Einstellungen für die erste Schicht – hier könnte Optimierungspotential liegen.
 +
 +=== Optimale Konstruktion für eine qualitativ hochwertige erste Schicht ===
 +Da die erste Schicht ein wohlbekanntes Problemfeld im 3D Druck ist, dessen Lösung die Gesamtperformance eines 3D Druckers bestimmt, haben sich Kühling&​Kühling von Anfang an darauf konzentriert,​ eine solide mechanische Basis bereitzustellen.\\
 +Um sicherzustellen,​ dass konstruktive Nachlässigkeit niemals einen Druck ruiniert, wurde besonderes Augenmerk auf die Steifigkeit des Drucktisches,​ die Auswahl eines geeigneten Druckbetts und einen einfach zu bedienenden,​ verlässlichen Kalibriervorgang gelegt.\\
 +Der Drucktisch ist steif und starr ausgelegt, mit einer hochwertigen Aluminiumplatte als Auflagefläche für das Druckbett. Die Querstreben wurden so kurz wie möglich gehalten, um eventuelle Hebelwirkungen zu eliminieren und der Trägerschlitten wird mit äußerst reibungsarmen Lineargleitlagern auf Präzisionswellen geführt. Der Spindelantrieb erlaubt höchste Positioniergenauigkeit des Drucktisches in Z-Richtung mit vernachlässigbar kleinem, schwerkraftkompensiertem Umkehrspiel.\\
 +Mit dem Einbau einer neuen Silikon-Heizmatte konnte die Heizleistung und -verteilung ab Hardware Revision 1.1.0 erheblich gesteigert und damit die gleichmäßige Erwärmung des gesamten Druckbetts noch einmal verbessert werden .\\
 +Das Druckbett ist ein speziell ausgewähltes PEI-Glasfaser-Verbundmaterial,​ welches besonders für ABS hervorragend geeignet ist. Es verteilt die von der Heizmatte gelieferte Wärme optimal und ist, bei einer Stärke von nur 2mm, steif genug, um Verzugskräften zu widerstehen und gleichzeitig felxibel genug, um fertige Druckobjekte durch leichtes Verwinden abzulösen.\\
 +Aber alle konstruktiven Maßnahmen helfen nicht, wenn das Druckbett schief steht; daher ist exaktes Kalibrieren unerlässlich. Um den Kalibriervorgang so zeitsparend wie möglich zu gestalten, ruht das Druckbett auf einem Drei-Punkt-Federlager und wird mit Rändelschrauben in der richtigen Position fixiert. Dieser Vorgang stellt einen gleichmäßigen Düsen-Druckbett Abstand an allen Stellen des Druckbetts sicher. Die Kalibrierschritte sind auf dem Touchscreen als leicht verständlicher Schritt-für-Schritt Wizard abrufbar.
 +
 +=== Einstellungen für die erste Schicht ===
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Wie bereits erwähnt beziehen sich die folgenden Empfehlungen in erster Linie auf das Drucken von ABS auf dem RepRap Industrial 3D Drucker. Wir haben all die genannten Punkte beim Erstellen der Slic3r-Profile berücksichtigt,​ so dass Sie nicht gezwungen sind, sich vor den ersten Dtuckversuchen mit dem Ermitteln passender Einstellungen auseinanderzusetzen. Wenn Sie mit dem 3D Drucken und den Eigenschaften des 3D Druckers vertraut sind, gibt es zahlreiche Möglichkeiten,​ Neues auszuprobieren und Abläufe zu optimieren. Auch, wenn Sie andere Materialien als ABS verwenden wollen, können die hier beschriebenen Grundlagen als Basis für eigene Tests dienen.\\
 +Die erste Schicht sollte auf jeden Fall deutlich dicker sein, als die Folgenden. Für den RepRap Industrial empfehlen wir (und haben es in dieser Form in die Profile einfließen lassen):
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +<WRAP info>
 +INFO
 +
 +//Die gemachten Angaben beziehen sich auf die 0,35mm Düsenspitze und die unveränderten Slic3r-Profile. Sie dienen dazu, Ihnen einen Überblick über die relevanten Einstellungen für die erste Schicht und mögliche Optimierungen der Haftung zu liefern. Bitte experimentieren Sie selbst, um die passenden Einstellungen für Ihr Projekt zu finden und testen Sie diese, bevor Sie andere Düsengrößen verwenden oder neue Profile anlegen.\\ Bei Verwednung der 0,50mm oder der 0,75mm Düsen ergibt sich keine Verbesserung,​ wenn die erste Schichtdicke dem Düsendurchmesser entspricht. Für diese Düsen ist eine Schichtdicke von ''​0,​4''​ ausreichend.//​
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +  * Die erste Schicht sollte eine Dicke gleich dem Düsendurchmesser haben.\\ Beispiel:\\ Drucken Sie mit der 0,35mm Düse, sollte die Schichtdicke der ersten Schicht ebenfalls ''​0,​35mm''​ betragen.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_firstlayersettings.png?​400|Slic3r Print Settings – Dicke der ersten Schicht einstellen.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +  * Die Extrusionsbreite sollte ''​150%''​ der Schichtdicke betragen.\\ Beispiel:\\ Bei Verwendung der 0,35 Düse und damit einer Schichtdicke von 0,35mm ergeben sich bei einer Extrusionsbreite von ''​150%''​ 0,53mm. Dies stellt sicher, dass ausreichend Material extrudiert wird, um bei guter Haftung leichte Unebenheiten auszugleichen.\\ Im Slic3r kann diese Einstellung als Prozentwert gespeichert werden, sodass die Extrusionsbreite der ersten Schicht unabhängig vom installierten Düsendurchmesser korrekt berechnet wird.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_advancedsettings.png?​400|Slic3r Advanced Settings – Einstellen der Extrusionsbreite für die erste Schicht.}}]
 +<WRAP info>
 +INFO
 +
 +//Die beiden genannten Maßnahmen kompensieren auch jeweils leichte Druckbettunebenheiten und Levellingfehler. Der etwas größere Abstand zwischen Druckbett und Düsenspitze stellt ausreichend Freiraum sicher, sodass die Düsenbohrung nicht zugedrückt wird, selbst wenn kleine konvexe Buckel im Druckbett überfahren werden. Die erhähte Extrusionsbreite sorgt dafür, dass genügend Material extrudiert wird, um auch konkave Ebenenabweichungen auszugleichen.//​
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +  * Die Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht sollte reduziert werden, da das Druckbett sich nicht gerne mit dem Material verbindet. Langsamere Passage erzeugt eine gleichmäßigere Temperaturverteilung zwischen Untergrund und Druckmaterial und damit eine bessere Haftung. Außerdem verlängert Sie die Abkühlzeit und unterstützt so die Ableitung von thermischen Spannungen.\\ Für ABS ist eine Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht von ''​15mm/​s''​ ein gut funktionierender Wert. Andere Kunststoffe werden Werte im Bereich ''​10 bis 30mm/​s''​ empfohlen (für Düsendurchmesser <0,35mm sollten geringere Geschwindigkeiten gewählt werden).
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_firstlayerspeed.png?​400|Slic3r Print Settings – Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht einstellen.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +  * [[knowledge-base#​setting-the-extrusion-temperature|Ändern der Extrusionstemperatur]] und der Druckbetttemperatur kann ebenfalls die Haftung der ersten Schicht verbessern. Ändern der Extrusionstemperatur um wenige Grad führt eventuell dazu, dass der Kunststoff etwas visköser aufschmilzt und sich gleichmäßiger auf das Druckbett legt.\\ Erhöhen der Druckbetttemperatur kann einen ähnlichen Effekt haben, wie die Verringerung der Druckgeschwindigkeit:​ eine bessere Durchwärmung und eine verlängerte Abkühlzeit.\\ Bei ABS konnten wir bislang keine signifikante Verbesserung durch leichte Temperaturabweichungen feststellen,​ so dass die Einstellungen für die erste und die folgenden Schichten dieselben sind. Allerdings können diese Anpassungen bei Versuchen mit anderen und neuen Kunststoffen hilfreich sein.\\
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_firstlayertemp.png?​400|Slic3r Filament Settings – Einstellen der Extrusionstemperatur der ersten Schicht.}}]
 +<WRAP info>
 +INFO
 +
 +//​Optimieren Sie die Extrusions- und Druckbetttemperatur für das jeweils geladene [[knowledge-base#​materialien|Material]].\\ Zögern Sie nicht, hier verschiedenste Einstellungen auszuprobieren,​ da schon verschiedene Farbzusätze das optimalen Temperaturen verändern können.//
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +  * Bei filigranen, dünnwandigen Objekten sollten 3 bis 6mm //Brim// und/oder 3 bis 8 //Raft// Schichten hinzugefügt werden, um die effektive Haftfläche zu vergrößern (siehe auch [[http://​manual.slic3r.org/​|Slic3r manual]]).
 +  * Das Hinzufügen eines //Raft// kann auch Levellingfehler ausgleichen (beschrieben unter [[#​tipps-fuer-einfacheres-leveln|Tipps für einfacheres Leveln]].
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_brim.png?​400|Slic3r Print Settings – Einen //Brim// hinzufügen.}}]
 +[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_raft.png?​400|Slic3r Print Settings - //​Raft//​-Schichten hinzufügen.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +Diese sind die Einstellungen für die erste Schicht. Probieren und experimentieren Sie mit dem Genannten, um Ihre eigenen Druckergebnisse zu optimieren und neue Materialien zu testen. Wir tuen dasselbe und veröffentlichen alle relevanten Erkenntnisse im Rahmen dieses Handbuchs.
 +
 +=== Schlechte Druckbetthaftung ===
 +Der am einfachsten zu identifizierende und zu behebende Fehler bei mangelnder Druckbetthaftung ist das Vorhandesein von Trennmitteln auf dem Druckbett. Haben Sie kürzlich ein Objekt vom Druckbett genommen? Und dabei die Oberfläche mit den Fingern berührt? Fingerabdrücke sind ein sehr effektives Trenmittel, dass hervorragend das Anhaften des Kunststoffs am Druckbett verhindert. Jegliches Fett, Öl und Ähnliches hat diesen Effekt. [[service-guide#​Cleaning recommendation|Reinigen]] Sie daher stets das Druckbett mit einem geeigneten Lösungsmittel,​ bevor Sie einen neuen Druckauftrag starten.\\
 +In vielen Fällen sind [[#​print-bed-leveling|Levellingfehler]] die Ursache für schlechte Haftung der ersten Schicht. Wenn der Abstand zwischen Düsenspitze und Druckbett zu groß ist, wird das Filament auf das Druckbett gelegt und nicht gepresst und nebeneinanderliegende Stränge verschmelzen auch nicht. Solche Fehler sind leicht zu erkennen und zu beheben: den Druck abbrechen, neu leveln und wieder drucken.\\
 +Zu geringe Druckbetttemperaturen verursachen ebenfalls verschlechterte Druckbetthaftung. In diesem Fall muss zunächst die richtige Druckbetttemperatur durch ausprobieren ermittelt werden. Führt dies nach mehrfach geänderten Einstellungen,​ muss die Ursache anderswo gesucht werden. Dies kann von einem ungeeigneten Druckbettmaterial bis zu defekten Heizelementen reichen. Ein Blick in das [[reprap-industrial-v1:​troubleshooting|Troubleshooting]] hilft bei der Fehlersuche.
 +
 +=== Folgeschichten ===
 +Während die erste Schicht darüber entscheidet,​ ob ein Druck überhaupt fertig gestellt wird, bestimmen die folgenden Schichten maßgeblich das endgültige Erscheinungsbild,​ die Oberflächengüte und die Stabilität des fertigen Objekts. Dünnere Schichten verbessern die Oberfläche,​ Fasen und Kurvenverläufe werden besser aufgelöst und mit wesentlich weniger Absätzen in Z-Richtung gedruckt. Jedoch erhöhen feinere Auflösungen auch deutlich die Druckzeit. Beachten Sie, dass eine Halbierung der Schichtdicke die Druckzeit mehr als verdoppeln kann und das ab einer gewissen Auflösung der Qualitätsgewinn nicht weiter zunimmt. Andersherum führt schnelleres Drucken zu rauheren Oberflächen. Es hängt davon ab, welche Auflösung Sie erzielen und wieviel Zeit Sie dahingehend investieren können oder wollen, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Slic3r und der RepRap Industrial setzen Ihnen hier keine Grenzen, probieren Sie also aus, wie Sie das gewünschte Ziel am sinnvollsten erreichen.\\
 +Wir empfehlen folgende Einstellungen für das Drucken von ABS und ähnliche viskösen Materialien:​
 +  * Die minimale Schichtdicke sollte ''​0,​1mm''​ nicht unterschreiten. Für Werte darunter haben wir keine adäquaten Kenntnisse vorliegen, da der Zugewinn an Oberflächengüte in keinem Verhältnis zur Zunahme der Druckzeit steht. Hochviskösere Materialien könnten geeignet sein, noch dünnere Schcichten zu drucken.\\ Beachten Sie, dass die Schichtdicke nicht unbedingt durch den Düsendurchmesser limitiert wird; hervorragende Druckergebnisse mit einer Schichtdicke von 0,1mm sind mit einer 0,35mm Düse ebenso möglich, wie mit der 0,25mm Variante. Ebenso beeinflusst die Schichtdicke nicht notwendigerweise alle Qualitätsmerkmale. Sollen feinste Strukturen und scharfe, enge Kanten gedruckt werden sollen, kann die Wahl einer kleineren Düse **ohne** Verringerung der Schichtdicke der Schlüssel zum Erfolg sein.
 +  * Die maximale Schichtdicke sollte 80% des Düsendurchmessers nicht überschreiten. Darüber wird der Abstand von Düsenspitze und vorangegangener Schicht zu groß und die extrudierte Materialmenge kann nicht mehr ausreichen, eine optimale Schichthaftung und damit stabile Modelle herzustellen.\\ Slicing-Software wie Slic3r ermöglichen die Einstellung der Schichtdicke auf 100% des Düsendurchmessers aber die allgemeine Erfahrung im FFF 3D Druck-Erfahrung und bei den Open Source RepRap 3D Druckentwicklung zeigt, dass max. 80% ist eine sichere Annäherung für beste Ergebnisse.
 +<WRAP clear></​WRAP>​
 +<WRAP clear/>
 +
 +==== Maßhaltigkeit ====
 +Maßhaltigkeit ist eine Kernanforderung an jedes Fertigungsverfahren und erfährt deshalb beim RepRap Industrial besondere Beachtung. Der 3D Drucker wurde mit so konstruiert,​ dass er mechanisch hohe Positioniergenauigkeiten erzielt und er bietet eine Reihe von Möglichkeiten,​ mechanische Störfaktoren auszugleichen,​ um Erscheinungsbild und Maßhaltigkeit zu verbessern (z.B. eine präzise [[reprap-industrial-v1:​service-guide#​backlash-calibration|Kalibrierung des Umkehrspiels]]).\\ ​
 +Auch die empfohlene Slicing-Software [[http://​slic3r.org/​|Slic3r]] wurde gewählt, weil Sie Extrusionsbreiten,​ Materialdurchfluss und Bewegungen so berechnet, das die Konstruktionvorgaben der STL-Datei genauestmöglich umgesetzt werden.\\
 +Kühling&​Kühling sichern eine Genauigkeit von ±0,2mm "ab Werk", daher wird jeder RepRap Industrial 3D Drucker vor Auslieferung sorgfältig eingestellt und optimal kalibriert.\\
 +Jedoch beeinflussen einige Einflussfaktoren,​ die nicht vom 3D Drucker oder der Slicing-Software kompensiert werden können, die Maßhaltigkeit. Diese lassen sich durch leichte Änderungen und Anpassungen des 3D-CAD-Modells ausgleichen.\\
 +Derzeit ist es nicht möglich, alle Einflüsse gleichzeitig und gleichwertig auszugleichen,​ aber die nachfolgenden Tipps helfen, die Maßhaltigkeit Ihrer Modelle zu verbessern, falls erforderlich.
 +
 +=== Einfluss von temperaturbedingter Schrumpfung ===
 +Jedes Material unterliegt bei Erwärmen und Abkühlen temperaturbedingter Ausdehnung bzw. Schrumpfung. Da der Temperaturbereich,​ den ein Kunststoff während des Druckverlaufs durchläuft,​ sehr groß ist - je nach Material bis zu ΔT=280K - kann der Einfluss von thermischer Ausdehnung nicht vernachlässigt werden. Thermoplaste haben üblicherweise hohe Temperaturausdehnungskoeffizienten.\\
 +Beispiel: der lineare Wärmeausdehnungskoeffizient ''​α''<​sub>''​L''</​sub>​ von ABS beträgt etwa ''​1x10''<​sup>''​⁻4''</​sup>​ ''​K''<​sup>''​-1''</​sup>​. Das bedeutet, dass ein Teil mit einem Nenndurchmesser ''​D''<​sub>''​N''</​sub>​ von 25mm bei Abkühlung von Druckbetttemperatur T<​sub>​b</​sub>​=100°C auf Raumtemperatur T<​sub>​a</​sub>​=20°C alleine durch Wärmedehnung um\\ \\
 +''​25mm x 1x10''<​sup>''​-4''</​sup>​ ''​K''<​sup>''​-1''</​sup>''​ x (100°C - 20°C) = 0,19mm (~ 0,​76%)''​\\ \\
 +schrumpft.\\ \\
 +Eine Messreihe mit über zweihundert Messungen an ABS-Messkörpern,​ gedruckt auf einem Standard RepRap Industrial hat gezeigt, dass die tatsächliche Abweichung über dem erwarteten Wert liegt. Reale Abweichungen von 1 bis 2% wurden festgestellt,​ dabei nahm der Effekt mit sinkendem Durchmesser zu. Besonders bei Abmessungen ≤5mm können andere Effekte (siehe unten) die Abweichung verstärken oder verringern.\\
 +Für Nennwerte zwischen 2,5 und 25mm wurde die Maßabweichung für unkopensierte Messkörper und zwei unterschiedliche Kompensationsmethoden ermittelt.\\
 +Für die unkompensierten Messungen gilt das oben gesagte.\\ \\
 +Die erste und aufwändigere Methode der Kompensation ist, den Wärmeausdehnungsfaktor schon während der Konstruktion direkt in das 3D-CAD-Modell einfließen zu lassen. Auf diese Weise lässt sich eine STL-Datei erzeugen, die bereits im mit angepassten Abmessungen gedruckt werden kann.  Dies ist allerdings nur sinnvoll möglich, wenn das verwendete 3D CAD Programm die Möglichkeit bietet, alle Abmessungen gleichzeitig mit einem speziellen Faktor zu skalieren.\\
 +Diese Methode bietet sich an, wenn die Maße bereits in der CAD-Datei überprüft werden sollen, was bei STL-Dateien üblicherweise einfacher ist, als im fertigen G-Code.\\ ​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Der zweite, bequemere, Weg ist, das fertige Modell direkt in Slic3r zu skalieren.\\ Hierzu:
 +  * Laden Sie die STL-Datei in Slic3r.
 +  * Wählen Sie die [Scale...] Funktion und geben Sie den prozentualen Skalierungsfaktor ein.
 +
 +Ein Faktor von 101% hat sich als geeignet erwiesen, die thermisch bedingte Abweichung für Nennmaße ≥5mm auf Werte zwischen 0,15 und 0,75% zu reduzieren.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​slic3r_upscale.png?​400|Das Modell direkt Slic3r skalieren.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +Auszug aus dem Messprotokoll:​
 +^  Nennmaß ​ ^ ^  Mittelwert\\ (12 Messungen) ​ ^  Abweichung ​ ^ ^  Kompensiert im\\ 3D CAD Modell\\ (Maß x α<​sub>​L</​sub>​) ​ ^  Abweichung ​ ^ ^  Kompensiert mit\\ Slic3r\\ (101%) ​ ^  Abweichung ​ ^
 +^  [mm]   ^ ^  [mm]       ​^ ​ [%]   ^ ^  [mm]       ​^ ​ [%]   ^ ^  [mm]       ​^ ​ [%]   ^
 +|  25,00  | |  ''​24,​74'' ​ |  1,04  | |  ''​25,​05'' ​ |  0,19  | |  ''​24,​99'' ​ |  0,03  |
 +|  20,00  | |  ''​19,​77'' ​ |  1,17  | |  ''​19,​96'' ​ |  0,20  | |  ''​19,​97'' ​ |  0,16  |
 +|  15,00  | |  ''​14,​75'' ​ |  1,64  | |  ''​14,​91'' ​ |  0,62  | |  ''​14,​89'' ​ |  0,71  |
 +|  10,00  | |  ''​9,​84'' ​  ​| ​ 1,65  | |  ''​10,​03'' ​ |  0,30  | |  ''​9,​97'' ​  ​| ​ 0,27  |
 +|  5,00   | |  ''​4,​94'' ​  ​| ​ 1,18  | |  ''​4,​99'' ​  ​| ​ 0,30  | |  ''​4,​98'' ​  ​| ​ 0,50  |
 +|  2,50   | |  ''​2,​40'' ​  ​| ​ 4,20  | |  ''​2,​44'' ​  ​| ​ 2,40  | |  ''​2,​45'' ​  ​| ​ 1,93  |
 +<WRAP clear></​WRAP>​
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​cylindric_pyramid_mean-values.png?​400|Die Abweichung verringert sich signifikant wenn die Wärmeausdehnung kompensiert wird.\\ Sowohl für Durchmesser …}}]
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​cubic_pyramid_mean-values.png?​400|… als auch für geradlinige Maße.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Obige Tabelle zeigt deutlich die Verbesserung der Maßhaltigkeit,​ egal mit welcher Methode eine Kompensation erfolgt.\\ Alle Messungen wurden für jede Methode an jeweils zwölf unterschiedliche Messkörpern vorgenommen (siehe nebenstehende Abbildung). Die Abweichungen vom Nennmaß wurden für jede Teilegruppe zur vergleichenden Darstellung gemittelt.\\
 +Die Tabelle zeigt außerdem, dass für kleinste Strukturen der Effekt zwar deutlich ist, aber das zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um beste Ergebnisse zu erzielen.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​pyrcompuncomp.png?​400|netfabb Visualisierung der ABS Messkörper,​ die zur Ermittlung der Temperatureinflüsse gedruckt wurden. Links das unkompensierte Grundmodell,​ rechts das Modell nach Multiplikation mit α<​sub>​L</​sub>​ vor dem Export als STL-Datei.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +<WRAP clear></​WRAP>​
 +
 +
 +=== Einfluss des Umkehrspiels ===
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Ein anderer Faktor, der die Maßhaltigkeit ebenfalls stark beeinflusst,​ ist das Umkehrspiel der Antriebe. Jedes System, das Motoren, Riemen und Spindeln zur mechanischen Bewegungserzeugung einsetzt, muss sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Wann immer sich die Hauptbewegungsrichtung einer Achse ändert und sich damit die Bewegungsrichtung eines Antriebs umkehrt, erzeugt mechanisches Spiel ein leichtes Nachlaufen und damit eine Abweichung vom optimalen Bewegungspfad. Dieses Nachlaufen, das „Umkehrspiel“,​ ist messbar und kann softwareseitig kompensiert werden.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​axes_movement_theory.png?​400|Die vier Hauptbewegungsrichtungen und die Umkehrpunkte beim Drucken eines Ringes.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Die nebenstehenden Abbildungen zeigen exemplarisch den Einfluss von nicht oder falsch kompensiertem Umkehrspiel auf Abmessung und Form einer Kreisbahn. Dies ist der Bewegungspfad,​ auf dem sich das Phänomen am deutlichsten zeigt, da sich die Bewegungsrichtung viermal über den Verlauf ändert.\\
 +Die Abbildungen basieren auf Computersimulationen mit gleichmäßigen Einstellungen für die X- und Y-Kompensierung.\\
 +Für jeden Pfad wurde angenommen, dass die Riemen in der Startposition (unten links) vollständig am Anschlag auf dem Riemenrad sitzen.\\
 +\\
 +Beachten Sie, dass überkompensiertes Umkehrspiel nicht lediglich gespiegelte Effekte des Unkompensierten hat, sondern dass sich ein vollständig anderes Bewegunsbild ergibt. Dieses ist bei komplexen Geometrien nicht vorhersagbar.\\
 +\\
 +In der Realität zeigt der RepRap Industrial ein leicht abweichendes Verhalten, da die Achsantriebe anders angeordnet sind. Die Y-Achse benötigt aufgrund der sich überlagernden Effekte beider Riemen stest einen etwas höheren Kompensationsfaktor.\\ Mehr maschinenspezifische Informationen zum Verhalten und zu Messung und Kompensation von Umkehrspiel finden Sie im [[reprap-industrial-v1:​service-guide|Service guide]].
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​backlash_uncompensated.png?​400|Tatsächlicher Bewegungspfad des Druckkopfes bei nicht oder unterkompensiertem Umkehrspiel.}}]
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​backlash_over-compensated.png?​400|Tatsächlicher Bewegungspfad des Druckkopfes bei überkompensiertem Umkehrspiel.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +=== Kleine Innendurchmesser ===
 +Bei kleinen Innendurchmessern können, neben Schrumpfung und Druckkopfpositionierung,​ zwei zusätzliche Fehler die Maßhaltigkeit beeinflussen.
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Wenn der Druckkopf einem Kurvenverlauf folgt, wird die Innenseite des Extrusionsstrangs etwas überfüllt,​ was zu einem Materialüberschuss an der Innenwand von Bohrungen führt.\\ Der Effekt kommt bei kleinen Innendurchmessern (<=5 mm) am stärksten zum Tragen.\\
 +\\
 +Wenn Ihr Druckobjekt wenige Überhänge aufweist, kann Reduzieren der Extrusionsbreite für äußere Perimeter diese Auswirkung verhindern helfen (siehe rechte Grafik).
 +Aber am effektivsten wird dies durch Erzeugen größerer Bohrungsdurchmesser direkt im 3D CAD Modell verhindert, da eine vollständige Kompensation durch Hard- und Softwareeinstellungen weder zu berechnen, noch zu steuern ist.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​small_diameter_deviation_extrusion1.png?​400|Überfüllen der Innenseite des Extrusionsstranges reduziert den Innendurchmesser kleiner Bohrungen.}}]
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​slic3r_advanced_extrusion-width.png?​400|Reduzieren der Extrusionsbreite der äußeren Perimeter in Slic3r.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP group>
 +<WRAP half column>
 +Eine untergeordnete Rolle als Fehlerursache spielt die Anzahl derDreiecke,​ aus denen die Oberfläche eines STL-Modells aufgebaut ist, also die Zahl der Facetten. Normalerweise ist die Auflösung der STL-Dateien ausreichend hoch, um alle Details eines Modells widerzuspiegeln,​ sodass eine Verringerung der Genauigkeit meistens vernachlässigt werden kann.\\
 +Für die Maßhaltigkeit kleiner Bohrungen kann ein sehr geringe Anzahl von Facetten jedoch durchaus eine Rolle spielen.\\
 +Die Grafik rechts zeigt den möglichen Einfluß der Facettenzahl auf den Innendurchmesser.\\
 +Im Falle sehr grob aufgelöster Modelle, erhöhen Sie die Auflösung beim STL-Export, um die Maßhaltigkeit zu verbessern.
 +</​WRAP>​
 +
 +<WRAP half column>
 +[{{:​reprap-industrial-v1:​diameterdeviationextrusion2.png?​400|Zusammenhang zwischen Facettenzahl und Durchmessermaß.}}]
 +</​WRAP>​
 +</​WRAP>​
 +<WRAP clear/>
 +<WRAP clear/>
  
 ==== Qualitätsbeurteilung des Filaments ====  ==== Qualitätsbeurteilung des Filaments ==== 
Zeile 405: Zeile 729:
 <WRAP half column> <WRAP half column>
 Um den Extrusionsmultiplikator zu finden, öffnen Sie das //Setup// Menü am HMI und wählen Sie den [Calibrate Extrusion] Wizard.\\ \\ Um den Extrusionsmultiplikator zu finden, öffnen Sie das //Setup// Menü am HMI und wählen Sie den [Calibrate Extrusion] Wizard.\\ \\
-Eine ausführliche Beschreibung ​für ABS Filament finden Sie [[reprap-industrial-v1:​software-version-v1.1.0-operation-and-commissioning#​extruder-calibration|hier]].\\+Eine Anleitung ​für ABS Filament finden Sie in der Bediensoftware auf dem Touchscreen (siehe auch [[software-version-v1.1.0-operation-and-commissioning#​omc13t16|Software Handbuch]]).\\
 Für andere Materialien gilt das grundsätzliche Vorgehen, jedoch muss vorher ein gesonderter G-Code erzeugt werden. Für andere Materialien gilt das grundsätzliche Vorgehen, jedoch muss vorher ein gesonderter G-Code erzeugt werden.
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
Zeile 438: Zeile 762:
 Wählen Sie als Grundeinstellung das //SOLID// Profil. Wählen Sie als Grundeinstellung das //SOLID// Profil.
 \\ \\
-Ändern Sie folgende Einstellungen,​ um aus dem Würfel eine Schachtel mit nur einem 0,5mm breiten zu machen:+Ändern Sie folgende Einstellungen,​ um aus dem Würfel eine Schachtel mit einer 0,5mm breiten ​Wand zu machen:
 | Layers and Perimeters -> Vertical shells\\ ​ Perimeters (minimum) ​ |  ''​1'' ​ | | Layers and Perimeters -> Vertical shells\\ ​ Perimeters (minimum) ​ |  ''​1'' ​ |
 | Layers and Perimeters -> Horizontal shells\\ Solid Layers TOP |  ''​0'' ​ | | Layers and Perimeters -> Horizontal shells\\ Solid Layers TOP |  ''​0'' ​ |
Zeile 490: Zeile 814:
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
 </​WRAP>​ </​WRAP>​
 +<WRAP clear/>
 +
 +===== Materialien ===== 
 +Alle Information in diesem Abschnitt gelten für die genannten Materialien ausschließlich bei Verwendung mit dem RepRap Industrial 3D Drucker. Alle Angaben basieren auf ausführlichen Tests und sind vor der Freigabe mehrfach verifiziert worden.\\
 +Wir garantieren die Gültigkeit der angegebenen Einstellungen nur für Materialien,​ die direkt über //​Kühling&​Kühling//​ bezogen wurden oder von hier ausdrücklich genannten Herstellern. Da bisher keine allgemeinen Standards für die Herstellung von 3D Druck Filamenten existieren, kann //​Kühling&​Kühling//​ nicht für Probleme verantwortlich gemacht werden, die bei Verwendung von Materialien aus anderen Bezugsquellen entstehen.\\
 +Nichtsdestotrotz stehen wir bei allen Fragen bezüglich der Handhabung und dem Druck verschiedener Materialien gerne mit Rat und Tat zur Seite. Beachten Sie bitte die Hinweise unter [[#​filament-quality-check|Qualitätsbeurteilung des Filaments]] sowie im [[reprap-industrial-v1:​service-guide|Service Guide]] und dem [[reprap-industrial-v1:​troubleshooting|Troubleshooting]],​ wenn Sie Probleme mit dem Drucken spezieller Materialien haben. Soweit uns bekannt, stellen wir alle Tipps und Hinweise zur Verfügung, die bei der Lösung eines Problems helfen können. Auch nehmen wir gerne Ihre Hinweise und Erkenntnisse an und arbeiten sie mit in diese Anleitungen ein.
 +  * [[#​acrylnitril-butadien-styrol-abs|Acrylnitril Butadien Styrol (ABS)]]
 +  * [[#​high-impact-polystyrol-hips|High Impact Polystyrol (HIPS)]]
 +  * [[#​polyamid-pa-nylon|Polyamid (PA, Nylon)]]
 +  * [[#​polycarbonat-pc|Polycarbonat (PC)]]
 +  * [[#​polyethylenterephthalat-pet-copolyester|Polyethylenterephthalat (PET) Copolyester)]]
 +  * [[#​polyvinylalkohol-pva|Polyvinylalkohol (PVA)]]
 +  * [[#​thermoplastische-elastomere-tpe|Thermoplastische Elastomere (TPE)]]
 +  * [[#​polymilchsaeure-pla|Polymilchsäure (PLA)]]
 +<WRAP clear/>
  
 ==== Acrylonitril Butadien Styrol (ABS) ==== ==== Acrylonitril Butadien Styrol (ABS) ====
Zeile 529: Zeile 868:
 HIPS ist ein mit Polybutadien-Gummi modifiziertes Polystyrol, ein teilkristalliner Thermoplast. Es weist gute Schlagzähigkeit und hohe Maßhaltigkeit auf und ist in ungefärbtem Zustand (durchscheinend Weiß) zulässig nach FDA Standards.\\ HIPS ist ein mit Polybutadien-Gummi modifiziertes Polystyrol, ein teilkristalliner Thermoplast. Es weist gute Schlagzähigkeit und hohe Maßhaltigkeit auf und ist in ungefärbtem Zustand (durchscheinend Weiß) zulässig nach FDA Standards.\\
 HIPS ist ein günstiges, leicht zu ver- und bearbeitendes Material, das häufig für Anwendung mit geringen Festigkeitsanforderungen benutzt wird und im Lebensmittelbereich,​ Prototypenbau,​ in Spielzeugen,​ für Gehäuse und Verkleidungen eingesetzt wird Es ist leicht nach zu Bearbeiten, zu Kleben und zu lackieren.\\ HIPS ist ein günstiges, leicht zu ver- und bearbeitendes Material, das häufig für Anwendung mit geringen Festigkeitsanforderungen benutzt wird und im Lebensmittelbereich,​ Prototypenbau,​ in Spielzeugen,​ für Gehäuse und Verkleidungen eingesetzt wird Es ist leicht nach zu Bearbeiten, zu Kleben und zu lackieren.\\
-Da HIPS hervorragend an ABS haftet, thermisch tolerant ist und mit einem für ABS unschädlichen Lösungsmittel ausgewaschen werden kann, stellt es das optimale Stützmaterial für verschachtelte,​ komplexe ABS-Modelle dar. Beide Materialien könne gleichzeitig im Dualdruck verarbeitet werden und mit Erscheinen der Slic3r-Version 1.2.8 ([[http://​slic3r.org/​]]) und den angepassten //​Kühling&​Kühling//​ Druckprofilen,​ sowie der [[rerap-industrial-v1:​manual#​Wiper|Wiper-Ergänzung]] sind erstaunliche Ergebnisse möglich, die den herkömmlichen Break-Away-Support weit in den Schatten stellen.\\+Da HIPS hervorragend an ABS haftet, thermisch tolerant ist und mit einem für ABS unschädlichen Lösungsmittel ausgewaschen werden kann, stellt es das optimale Stützmaterial für verschachtelte,​ komplexe ABS-Modelle dar. Beide Materialien könne gleichzeitig im Dualdruck verarbeitet werden und mit Erscheinen der Slic3r-Version 1.2.8 ([[http://​slic3r.org/​]]) und den angepassten //​Kühling&​Kühling//​ Druckprofilen,​ sowie der [[de:reprap-industrial-v1:​manual#​Wiper|Wiper-Ergänzung]] sind erstaunliche Ergebnisse möglich, die den herkömmlichen Break-Away-Support weit in den Schatten stellen.\\
 HIPS eignet sich ebenso als Stützmaterial für Drucke mit [[#PC]]. HIPS eignet sich ebenso als Stützmaterial für Drucke mit [[#PC]].
 \\ \\
Zeile 541: Zeile 880:
 | Vorspannung Andrückhebel ​  | 5,0mm  | | Vorspannung Andrückhebel ​  | 5,0mm  |
 ¹<wrap lo>) Wird HIPS einzeln verarbeitet,​ können Druckbetttemperatur und Druckkammertemperatur verringert werden. HIPS verträgt jedoch die für ABS notwendigen höheren Temperaturen beim Dualdrucken.</​wrap>​\\ ¹<wrap lo>) Wird HIPS einzeln verarbeitet,​ können Druckbetttemperatur und Druckkammertemperatur verringert werden. HIPS verträgt jedoch die für ABS notwendigen höheren Temperaturen beim Dualdrucken.</​wrap>​\\
-²<wrap lo>) Um die Druckkammertemperatur zu verändern, folgen Sie der Anleitung in den [[reprap-industrial-v1:​tips-tricks#Adjusting the build chamber temperature|Tips&​Tricks]].</​wrap>​+²<wrap lo>) Um die Druckkammertemperatur zu verändern, folgen Sie der Anleitung in der [[de:reprap-industrial-v1:​knowledge-base#anpassen-der-druckkammertemperatur|Knowledgebase]].</​wrap>​
  
 Außerdem wissenswert:​ Außerdem wissenswert:​
Zeile 708: Zeile 1047:
 | Drucktemperatur ​ | TPE-o: 230 - 240°C ​ | | Drucktemperatur ​ | TPE-o: 230 - 240°C ​ |
 |::: | TPE-u: 225 - 240°C ​ | |::: | TPE-u: 225 - 240°C ​ |
-| Druckgeschwindigkeiten ​ | - stark reduzieren:​\\ max. 7mm/s für alle Druckbewegungen (alle Perimeter, Infill, Stützmaterial etc.)\\ oder\\ Volumetric Speed 1mm³/s (erst ab Slic3r v1.2.8 verfügbar)\\ - reduzierte Priming-Geschwindigkeit (siehe [[reprap-industrial-v1:​tips-tricks#​g-code-manipulation|G-Code Einstellungen]]) |+| Druckgeschwindigkeiten ​ | - stark reduzieren:​\\ max. 7mm/s für alle Druckbewegungen (alle Perimeter, Infill, Stützmaterial etc.)\\ oder\\ Volumetric Speed 1mm³/s (erst ab Slic3r v1.2.8 verfügbar)\\ - reduzierte Priming-Geschwindigkeit (siehe [[#​g-code-manipulation|G-Code Einstellungen]]) |
 | Vorspannung Andrückhebel ​ | 4,3mm   | | Vorspannung Andrückhebel ​ | 4,3mm   |
  
Zeile 773: Zeile 1112:
  
 ===== Tipps & Tricks ===== ===== Tipps & Tricks =====
-Hier finden Sie hilfreiche Informationen zu allgemeinen Bedienung des RepRap Industrial in Ihrer speziellen Einsatzumgebung.+Hier finden Sie hilfreiche Informationen zu allgemeinen Bedienung des RepRap Industrial in Ihrer speziellen Einsatzumgebung ​und Lösungsansätze für Fragen, die sich aus dem technischen Support ergeben haben. 
 + 
 +  * [[#​ssh-zugang-ueber-die-kommandozeile-zum-linux-betriebssystem|Zugriff über die Kommandozeile]] 
 +  * [[#​einstellen-einer-statischen-ip-adresse-fuer-die-reprap-industrial-ethernet-verbindung|Einstellen einer statischen IP Adresse]] 
 +  * [[#​einen-eigenen-ntp-server-fuer-zeiteintraege-verwenden|Zeitsignale über eigenen NTP-Server einstellen]] 
 +  * [[#​aendern-des-shell-passworts-fuer-das-betriebssystem-des-beaglebone-black|BeagleBone Passwort ändern]] 
 +  * [[#​leveln-des-druckbetts|Tipps zum Druckbettleveln]] 
 +  * [[#​heizelemente-und-druckbett-nach-druckende-automatisch-ausschalten|Heizelemente nach dem Druckjob über den G-Code ausschalten]] 
 +  * [[#​anpassen-der-druckkammertemperatur|Druckkammertemperatur über en G-Code anpassen]] 
 +  * [[#​g-code-eingabe-am-touchscreen|G-Code Befehle für die Eingabe am Touchscreen]]
  
 ==== SSH-Zugang über die Kommandozeile zum Linux Betriebssystem ==== ==== SSH-Zugang über die Kommandozeile zum Linux Betriebssystem ====
Zeile 857: Zeile 1205:
 <WRAP clear/> <WRAP clear/>
  
-===== Handhabung von 3D-Daten ===== 
-Alle uns verfügbaren Informationen,​ die den Slicing-Vorgang verbessern oder vereinfachen,​ stellen wir in den folgenden Absätzen bereit. Ihre eigenen Anregungen und Erkenntnisse nehmen wir jederzeit gerne auf. 
- 
-==== STL-Dateien beurteilen ==== 
-Besonders bei der Verwendung von STL-Dateien,​ die von freien Datenbanken aus dem Internet heruntergeladen wurden, kommt es immer wieder vor, dass der STL-Export fehlerhaft und die Dateien damit ungeeignet zum Drucken ist. Fehlerhaft Flächen („Non-Manifold“) und Löcher in der Oberfläche können es zu einer äußerst unerfreulichen Angelegenheit machen, den Fehler in einem Druckauftrag zu finden, da weder im G-Code, noch am 3D-Drucker eine eindeutige Ursache zu finden ist. 
- 
-Eine schnelle und einfache Methode, diese Fehlerquelle auszuschließen,​ ist die Beurteilung der Sauberkeit der STL-Daten. Sie benötigen lediglich ein Programm, das STL-Meshdaten analysieren kann\\ 
-Slic3r selbst kann kleinere Fehler erkennen und beheben und [[http://​www.netfabb.com/​|netfabb]] bietet eine [[http://​www.netfabb.com/​downloadcenter.php?​basic=1|kostenlose Basisversion]] von //netfabb studio// an, mit der STL-Dateien geöffnet, überprüft und repariert werden können. Andere Programme können ebenfalls hilfreich sein, aber mit diesen beiden wird die grundlegende Erkennung von beschädigten STL-Daten erklärt. 
- 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-__Slic3r part info:__\\ (siehe auch [[http://​manual.slic3r.org/​advanced/​repairing-models|Slic3r Handbuch]])\\ 
-Nach dem Aufrufen einer Datei in Slic3r zeigt die Infobox in der unteren rechten Ecke des //Plater// Tabs Informationen zu Modellzustand an. Für ein einzelnes, einwandfreies Teil sollte diese Info folgendermaßen aussehen:\\ 
-''​Factes:​ xxxxx (1 shells)''​\\ 
-''​Manifold:​ Yes''​\\ 
- 
-Wenn die Anzeige ''​Manifold:​ Auto-repaired (xxxx errors)''​ lautet, weist die Geometrie Beschädigungen auf.\\ Wahrscheinlich wird in diesem Fall auch eine erhöhte Anzahl Schalen (in sich geschlossene Geometrien) angezeigt (z.B. ''​Facets:​ xxxxx (6 shells)'',​ weil das Teil aufgespalten wurde.\\ Prüfen Sie auch die 3D-Voransicht auf sichtbare Defekte. In diesem Fall ist es empfehlenswert,​ die Datei zunächst zu reparieren oder ggf. vollständig neu zu konstruieren.\\ Beachten Sie, das die Autoreparaturfunktion von Slic3r lediglich kleinere Defekte beheben kann. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​slic3r_brokenpart-analysis.png?​400|Slic3r Infobox für ein einwandfreies (oben) und ein fehlerhaftes (unten) Druckteil.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
-  
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-__Beurteilung und Reparatur mit //netfabb basic//:​__\\ (siehe auch [[http://​www.netfabb.com/​manuals_download.php|netfabb basic Handbuch]])\\ 
-Wenn Sie eine defekte STL-Datei in //netfabb// öffnen, zeigt das Programm in der unteren rechten Bildschirmecke ein rotes Warndreieck an.\\ Um die Fehler anzuzeigen, rufen Sie die Reparaturfunktion über das Rot-Kreuz-Symbol in der Kopfleiste oder über das Menü //Extras// auf. Das Teil wird analysiert und die Mesh-Informationen,​ einschließlich Löchern, falsch orientierter Flächen etc., werden angezeigt. Sie können die Autoreparaturfunktion verwenden oder manuell Reparaturen durchführen (sehr begrenzt in der Basisversion),​ um Korrekturen vorzunehmen,​ bevor Sie das Teil erneut als STL exportieren.\\ 
-\\ 
-Wenn eine einfache Reparatur nicht erfolgreich ist, sollte das Teil verworfen und neu konstruiert oder ersetzt werden. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​netfab_brokenpart-analysis.png?​400|Warnung vor Beschädigungen in einer STL und Vorschau der reparaturbedürftigen Flächen und Löcher in der Reparaturfunktion von //netfabb// basic.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-==== Überhänge - Anpassen der Schichtstärke ==== 
-Wenn Sie filigrane Objekte mit überhängenden Geometrien ohne Stützmaterial drucken wollen, versuchen Sie, die Schichtstärke um 15 – 20% zu reduzieren. Durch die so erzeugte feinere Z-Auflösung überdecken sich aufeinander folgende Schichten besser und die Stabilität über die Objekthöhe wird verbessert. 
-<WRAP clear/> 
- 
-==== Fülldichte und Perimeter modifizieren ==== 
-Derzeit stehen zwei grundlegend unterschiedliche Slic3r Profile auf unserem [[https://​github.com/​kuehlingkuehling/​RepRap-Industrial-Slic3r-profiles|GitHub Repository]] mit druckfertigen Voreinstellungen zur Verfügung. Im Folgenden einige Hinweise, wie Sie diese an Ihre Bedürfnisse anpassen können.\\ 
-Das //SOLID// Profil bedarf normalerweise keinerlei Änderungen,​ da die Voreinstellungen so gewählt sind, dass massive, stabile Teile zuverlässig gedruckt werden. Allerdings kann die Druckzeit durch ein Erhöhen oder Reduzieren der Schichtdicke beeinflusst werden.\\ 
-Das //ECO// Profil ist für Objekte mit reduzierter Fülldichte ausgelegt. So können leichtere Teile mit geringerer Druckzeit und geringerem Materialverbrauch erzeugt werden. Für optimale Ergebnisse können die Einstellungen angepasst werden.\\ 
-Wir empfehlen, die folgenden Einstellungen **immer** bei Verwendung des ECO-Profils zu verwenden: 
-  * Ein Hülldicke von mindestens 1,0 bis 1,5mm. Als Faustregel, teilen Sie die angestrebte Hülldicke durch den Düsendurchmesser,​ um die erforderlich Anzahl Perimeter zu ermitteln. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass das Objekt eine geschlossene,​ saubere und stabile Hülle erhält.\\ Beispielberechnung anhand des Standardprofils:​\\ eingestellter Düsendurchmesser = ''​0.35mm'';​ gewünschte Hülldicke = ''​1mm''​ -> ''​1mm/​0,​35mm = 2,​87''​ -> Anzahl der einestellten Perimeter: ''​3''​ 
-  * Honeycomb Infill (Wabenfüllmuster),​ da es die höchste Stabilität bei optimaler Dichte liefert. 
-  * Eine minimale Fülldichte von 15 %. 
-  * Eine maximale Füldichte von 30 %. Höhere Fülldichten haben keine nennenswerten Vorteile gegenüber solide gedruckten Teilen, erhöhen aber die Druckzeit deutlich. 
-===== Bedienung ===== 
-Im folgenden finden Sie detaillierte Beschreibungen von Fuktionen des ReRap Industrial, die sich größtenteils aus Support-Anfragen oder Experimenten an unseren eigenen Testmaschinen ergeben haben. 
-<WRAP clear> </​WRAP>​ 
 ==== Leveln des Druckbetts ====  ==== Leveln des Druckbetts ==== 
 <WRAP group> <WRAP group>
Zeile 1044: Zeile 1338:
 |''​M221 S<​extrusion flow multiplier in percent>''​ | eingestellte Fließrate ([[#​kalibrieren-der-extrusionsmenge|Extruisionsmultiplikator]]) erhöhen/​senken ​ |  M221 S95\\ -> senke die Fließrate auf 95 % des im Druckauftrag eingestellten Werts  | |''​M221 S<​extrusion flow multiplier in percent>''​ | eingestellte Fließrate ([[#​kalibrieren-der-extrusionsmenge|Extruisionsmultiplikator]]) erhöhen/​senken ​ |  M221 S95\\ -> senke die Fließrate auf 95 % des im Druckauftrag eingestellten Werts  |
 |''​M220 S<print speed multiplier in percent>'' ​ | **alle** eingestellten Druckgeschwindigkeiten erhöhen/​senken ​ |  M220 S95\\ -> senke die Druckgeschwindigkeiten auf jeweils 95 % der im Druckauftrag eingestellten Werte  | |''​M220 S<print speed multiplier in percent>'' ​ | **alle** eingestellten Druckgeschwindigkeiten erhöhen/​senken ​ |  M220 S95\\ -> senke die Druckgeschwindigkeiten auf jeweils 95 % der im Druckauftrag eingestellten Werte  |
-===== Schichten und Schichtqualität ===== +<WRAP clear/>
-Wenn es darum geht, qualitativ hochwertige Druckobjekte zu erzeugen, führt kein Weg am Thema „Schichten“ vorbei. Die Schichteinstellungen beinflussen die Druckqualität im gleichen Umfang, wie die richtige Drucktemperatur und die Druckgeschwindigkeiten. Natürlich greifen alle diese Faktoren ineinander und beeinflussen sich gegenseitig,​ aber wie Sie vielleicht bereits festgestellt haben, enthält jede Slicing-Software zahlreiche Einstellmöglichkeiten spziell für die Druckschichten.\\ +
-Nachfolgend finden Sie zunächst einen Überblick über dieses Thema, sowie tiefergehende Informationen zu grundlegenden Einstellungen und fortgeschrittene Anwendertipps,​ mit denen Sie schrittweise die Qualität Ihrer gedruckten Teile verbessern können.\\ +
-Wie bereits an anderer Stelle in diesem Handbuch erwähnt, richtet sich der Fokus des RepRap Industrial auf das Drucken von hochwertigen ABS-Teilen. Daher beziehen sich die meisten Angaben im Folgenden auf dieses Material; wird entsprechend darauf hingewiesen.\\ +
-Wird von Software-Einstellungen gesprochen, beziehen sich diese stets auf den [[http://​slic3r.org/​|Slic3r]] von Alessandro Ranellucci und seinem Team.\\ +
-Verständlicherweise beziehen sich alle gemachten Aussagen ausschließlich auf den RepRap Industrial beziehen, der die Basis unserer Erfahrungswerte darstellt. Vieles mag für andere Anwendungen und andere Software ebenso zutreffen, da es sich um grundlegendes Wissen über das FFF-Verfahren handelt, das auch an anderer Stelle, in Büchern und Internetforen zu finden ist. Wir wollen es dem Benutzer des RepRap Industrial ermöglichen,​ die bestmöglichen Ergebnisse mit seinem 3D Drucker zu erzielen und bemühen uns daher, alle notwendigen Informationen in einer einzigen Quelle zusammenzufassen. +
-<WRAP clear></WRAP> +
- +
-==== Verzug minimieren ==== +
-Einer der wichtigsten Faktoren, der darüber entscheidet,​ ob ein Drucker überhaupt ordentlich beendet wird, und wenn ja, in welcher Qualität, ist die Haftung der ersten Schicht auf dem Druckbett. Diese erste Schicht führt thermische Spannungen aus dem Bauteil in das Druckbett ab.\\ ABS, Polycarbonat und Nylon sind beispielsweise sehr verzugsstark,​ sodass nur die vollflächige und sichere Haftung auf einem steifen Druckuntergrund Verziehen verhindern kann. Haftet die erste Schicht nicht am Druckbett, manifestieren sich die Spannungen um gesamten Modell – das Objekt löst sich vom Untergrund, Wände verbiegen sich und der Druck ist ruiniert. Temperaturinduzierte Spannungen treten mit zunehmender Höhe des Modells immer stärker in Erscheinung. Lange, gerade Perimeter verstärken den Effekt weiter.\\ +
-Drei Faktoren beeinflussen die Haftung maßgeblich:​ +
-  - Ein exakt kalibriertes Druckbett (wie in [[reprap-industrial-v1:​tips-tricks#​print-bed-leveling|Tips & Tricks]] beschrieben),​ +
-  - das Druckbettmaterial,​ +
-  - die Druckbetttemperatur. +
-Das Druckbettmaterial muss zu dem zu druckenden Kunststoff passen. Schon ein für ABS geeignetes Material mit allen oben genannten Eigenschaften zu finden, war eine Herausforderung für sich. Erst nach einer großen Anzahl von Tests waren wir sicher, das unsere PEI Wechseldruckplatten alle Erfordernisse erfüllen und darüber hinaus steif, eben und thermisch stabil genug sind. In Kombination mit der beheizten Druckkammer ist der RepRap Industrial hervorragend geeignet, formstabile,​ winklige Objekte zu erzeugen, die sich auch einfach wieder vom Druckbett abnehmen lassen.\\ +
-Die Wechseldruckplatten,​ die zum RepRap Industrial gehören, erfüllen alle gestellten Anforderung perfekt für [[knowledge-base#​acrylonitrile-butadiene-styrene-abs|ABS]] und [[knowledge-base#​high-impact-polystyrene-hips|HIPS]],​ die gängigsten Druckmaterialien für diesen 3D Drucker. Andere Materialien,​ wie beispielsweise [[knowledge-base#​polyethylene-terephthalate-pet-copolyester|PET Copolyester]],​ [[knowledge-base#​thermoplastic-elastomer-tpe|PLA]] und [[knowledge-base#​thermoplastic-elastomer-tpe|TPE-u]],​ haften ebenfalls unproblematisch auf der PEI-Fläche.\\ Sollten eine spezielle Behandlung des Druckuntergrundes (z.B. eine Beschichtung mit PVA-Kleber bei [[knowledge-base#​polyvinyl-alcohol-pva|PVA]]) oder ein gänzlich anderes Material erforderlich sein (z.B. Sperrholz bei [[knowledge-base#​polyamid-pa-nylon|PA 12]]), ist dies in der entsprechenden Erläuterung zum jeweiligen [[knowledge-base#​materials|Material]].\\ +
-\\ +
-Die wichtigste Einstellung,​ nach der Wahl des richtigen Materials, ist die Druckbetttemperatur,​ um optimale Haftung während des gesamten Druckvorgangs sicherzustellen. Einige Kunststoffe,​ wie etwa ABS oder PC, brauchen hohe Temperaturen um zu haften, während bei anderen, wie z.B. PVA oder PLA, Wärme eher kontraproduktiv ist. Hier wird ein kaltes (= Raumtemperatur) Druckbett benötigt.\\ +
-Die jeweils erforderliche Druckbetttemperatur für einzelne Kunststoffe finden Sie in der [[knowledge-base#​materials|Materialbeschreibung]]. +
- +
-Andere Slic3r-Einstellungen,​ die helfen können, Verzug zu minimieren, sind in den [[tips-tricks?&#​first-layer|Tips & Tricks]] aufgeführt. +
-<WRAP clear></​WRAP>​ +
- +
-==== Die erste Schicht ==== +
-Eine Einstellung sticht bei der Vorbereitung eines Druckjobs in der Slicing-Software immer heraus: die ''​erste Schicht''​. Alles danach Gedruckte sind „nur“ Schichten, diese Erste hingegen ist von entscheidender Bedeutung für das Druckergebnis.\\ +
-Dies ergibt sich aus den Anforderungen,​ die an die allererste Schicht gestellt werden: +
-  * Kompensation von Druckbettunebenheiten und damit die Schaffung eines ebenen und stabilen Fundaments für die folgenden Schichten. Leichte Kalibrierungsfehler,​ eine zerkratzte oder verbogene Druckbettoberfläche können einen sehr unebenen Untergrund darstellen, die so ausgeglichen werden. In den Slicing-Profilen,​ die im [[https://​github.com/​kuehlingkuehling/​RepRap-Industrial-Slic3r-profiles|GitHub repository]] zum Download bereitstehen,​ ist die erste Schicht grundsätzlich breiter und dicker als die übrigen Schichten eingestellt. Der erhöhte Materialdurchfluss füllt kleine Unebenheiten auf und bereitet so einen ebenen Untergrund. +
-  * Gute Haftung am Druckuntergrund um thermische Spannung in das Druckbett abzuleiten, wodurchVerzug minimiert wird. Optimale Einstellungen der ersten Schicht werden umso wichtiger, je größer das Druckobjekt ist und je länger die Kanten sind. +
-* Problemloses Lösen vom Druckbett nach dem Druck; nachdem der Druck beendet ist, muss sich das Modell problemlos und vor allem zerstörungsfrei vom Druckbett lösen lassen. Die erste Schicht darf sich also nicht permanant mit dem Druckbett verbinden. Sie muss sich, optimalerweise alleine durch den Abkühlvorgang,​ sauber von der Oberfläche trennen lassen. Dies ist alleine davon abhängig, dass die Kombination aus Druck- und Druckbettmaterial für die Anwendung geeignet ist. +
- +
-Wenn Sie sicher sind, dass Sie richtig kalibriert haben und das alle Temperaturen stimmen und trotzdem Probleme wie Delaminieren und Verzug auftreten, prüfen Sie die Einstellungen für die erste Schicht – hier könnte Optimierungspotential liegen. +
- +
-=== Optimale Konstruktion für eine qualitativ hochwertige erste Schicht === +
-Da die erste Schicht ein wohlbekanntes Problemfeld im 3D Druck ist, dessen Lösung die Gesamtperformance eines 3D Druckers bestimmt, haben sich Kühling&​Kühling von Anfang an darauf konzentriert,​ eine solide mechanische Basis bereitzustellen.\\ +
-Um sicherzustellen,​ dass konstruktive Nachlässigkeit niemals einen Druck ruiniert, wurde besonderes Augenmerk auf die Steifigkeit des Drucktisches,​ die Auswahl eines geeigneten Druckbetts und einen einfach zu bedienenden,​ verlässlichen Kalibriervorgang gelegt.\\ +
-Der Drucktisch ist steif und starr ausgelegt, mit einer hochwertigen Aluminiumplatte als Auflagefläche für das Druckbett. Die Querstreben wurden so kurz wie möglich gehalten, um eventuelle Hebelwirkungen zu eliminieren und der Trägerschlitten wird mit äußerst reibungsarmen Lineargleitlagern auf Präzisionswellen geführt. Der Spindelantrieb erlaubt höchste Positioniergenauigkeit des Drucktisches in Z-Richtung mit vernachlässigbar kleinem, schwerkraftkompensiertem Umkehrspiel.\\ +
-Mit dem Einbau einer neuen Silikon-Heizmatte konnte die Heizleistung und -verteilung ab Hardware Revision 1.1.0 erheblich gesteigert und damit die gleichmäßige Erwärmung des gesamten Druckbetts noch einmal verbessert werden .\\ +
-Das Druckbett ist ein speziell ausgewähltes PEI-Glasfaser-Verbundmaterial,​ welches besonders für ABS hervorragend geeignet ist. Es verteilt die von der Heizmatte gelieferte Wärme optimal und ist, bei einer Stärke von nur 2mm, steif genug, um Verzugskräften zu widerstehen und gleichzeitig felxibel genug, um fertige Druckobjekte durch leichtes Verwinden abzulösen.\\ +
-Aber alle konstruktiven Maßnahmen helfen nicht, wenn das Druckbett schief steht; daher ist exaktes Kalibrieren unerlässlich. Um den Kalibriervorgang so zeitsparend wie möglich zu gestalten, ruht das Druckbett auf einem Drei-Punkt-Federlager und wird mit Rändelschrauben in der richtigen Position fixiert. Dieser Vorgang stellt einen gleichmäßigen Düsen-Druckbett Abstand an allen Stellen des Druckbetts sicher. Die Kalibrierschritte sind auf dem Touchscreen als leicht verständlicher Schritt-für-Schritt Wizard abrufbar. +
- +
-=== Einstellungen für die erste Schicht === +
-<WRAP group> +
-<WRAP half column>​ +
-Wie bereits erwähnt beziehen sich die folgenden Empfehlungen in erster Linie auf das Drucken von ABS auf dem RepRap Industrial 3D Drucker. Wir haben all die genannten Punkte beim Erstellen der Slic3r-Profile berücksichtigt,​ so dass Sie nicht gezwungen sind, sich vor den ersten Dtuckversuchen mit dem Ermitteln passender Einstellungen auseinanderzusetzen. Wenn Sie mit dem 3D Drucken und den Eigenschaften des 3D Druckers vertraut sind, gibt es zahlreiche Möglichkeiten,​ Neues auszuprobieren und Abläufe zu optimieren. Auch, wenn Sie andere Materialien als ABS verwenden wollen, können die hier beschriebenen Grundlagen als Basis für eigene Tests dienen.\\ +
-Die erste Schicht sollte auf jeden Fall deutlich dicker sein, als die Folgenden. Für den RepRap Industrial empfehlen wir (und haben es in dieser Form in die Profile einfließen lassen): +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP half column>​ +
-<WRAP info> +
-INFO +
- +
-//Die gemachten Angaben beziehen sich auf die 0,35mm Düsenspitze und die unveränderten Slic3r-Profile. Sie dienen dazu, Ihnen einen Überblick über die relevanten Einstellungen für die erste Schicht und mögliche Optimierungen der Haftung zu liefern. Bitte experimentieren Sie selbst, um die passenden Einstellungen für Ihr Projekt zu finden und testen Sie diese, bevor Sie andere Düsengrößen verwenden oder neue Profile anlegen.\\ Bei Verwednung der 0,50mm oder der 0,75mm Düsen ergibt sich keine Verbesserung,​ wenn die erste Schichtdicke dem Düsendurchmesser entspricht. Für diese Düsen ist eine Schichtdicke von ''​0,​4''​ ausreichend.//​ +
-</​WRAP>​ +
-</​WRAP>​ +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP group> +
-<WRAP half column>​ +
-  * Die erste Schicht sollte eine Dicke gleich dem Düsendurchmesser haben.\\ Beispiel:\\ Drucken Sie mit der 0,35mm Düse, sollte die Schichtdicke der ersten Schicht ebenfalls ''​0,​35mm''​ betragen. +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP half column>​ +
-[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_firstlayersettings.png?​400|Slic3r Print Settings – Dicke der ersten Schicht einstellen.}}] +
-</​WRAP>​ +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP group> +
-<WRAP half column>​ +
-  * Die Extrusionsbreite sollte ''​150%''​ der Schichtdicke betragen.\\ Beispiel:\\ Bei Verwendung der 0,35 Düse und damit einer Schichtdicke von 0,35mm ergeben sich bei einer Extrusionsbreite von ''​150%''​ 0,53mm. Dies stellt sicher, dass ausreichend Material extrudiert wird, um bei guter Haftung leichte Unebenheiten auszugleichen.\\ Im Slic3r kann diese Einstellung als Prozentwert gespeichert werden, sodass die Extrusionsbreite der ersten Schicht unabhängig vom installierten Düsendurchmesser korrekt berechnet wird. +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP half column>​ +
-[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_advancedsettings.png?​400|Slic3r Advanced Settings – Einstellen der Extrusionsbreite für die erste Schicht.}}] +
-<WRAP info> +
-INFO +
- +
-//Die beiden genannten Maßnahmen kompensieren auch jeweils leichte Druckbettunebenheiten und Levellingfehler. Der etwas größere Abstand zwischen Druckbett und Düsenspitze stellt ausreichend Freiraum sicher, sodass die Düsenbohrung nicht zugedrückt wird, selbst wenn kleine konvexe Buckel im Druckbett überfahren werden. Die erhähte Extrusionsbreite sorgt dafür, dass genügend Material extrudiert wird, um auch konkave Ebenenabweichungen auszugleichen.//​ +
-</​WRAP>​ +
-</​WRAP>​ +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP group> +
-<WRAP half column>​ +
-  * Die Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht sollte reduziert werden, da das Druckbett sich nicht gerne mit dem Material verbindet. Langsamere Passage erzeugt eine gleichmäßigere Temperaturverteilung zwischen Untergrund und Druckmaterial und damit eine bessere Haftung. Außerdem verlängert Sie die Abkühlzeit und unterstützt so die Ableitung von thermischen Spannungen.\\ Für ABS ist eine Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht von ''​15mm/​s''​ ein gut funktionierender Wert. Andere Kunststoffe werden Werte im Bereich ''​10 bis 30mm/​s''​ empfohlen (für Düsendurchmesser <0,35mm sollten geringere Geschwindigkeiten gewählt werden). +
-</​WRAP>​ +
- +
-<WRAP half column>​ +
-[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_firstlayerspeed.png?​400|Slic3r Print Settings – Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht einstellen.}}] +
-</​WRAP>​ +
-</WRAP>+
  
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-  * [[knowledge-base#​setting-the-extrusion-temperature|Ändern der Extrusionstemperatur]] und der Druckbetttemperatur kann ebenfalls die Haftung der ersten Schicht verbessern. Ändern der Extrusionstemperatur um wenige Grad führt eventuell dazu, dass der Kunststoff etwas visköser aufschmilzt und sich gleichmäßiger auf das Druckbett legt.\\ Erhöhen der Druckbetttemperatur kann einen ähnlichen Effekt haben, wie die Verringerung der Druckgeschwindigkeit:​ eine bessere Durchwärmung und eine verlängerte Abkühlzeit.\\ Bei ABS konnten wir bislang keine signifikante Verbesserung durch leichte Temperaturabweichungen feststellen,​ so dass die Einstellungen für die erste und die folgenden Schichten dieselben sind. Allerdings können diese Anpassungen bei Versuchen mit anderen und neuen Kunststoffen hilfreich sein.\\ 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_firstlayertemp.png?​400|Slic3r Filament Settings – Einstellen der Extrusionstemperatur der ersten Schicht.}}] 
-<WRAP info> 
-INFO 
- 
-//​Optimieren Sie die Extrusions- und Druckbetttemperatur für das jeweils geladene [[knowledge-base#​materialien|Material]].\\ Zögern Sie nicht, hier verschiedenste Einstellungen auszuprobieren,​ da schon verschiedene Farbzusätze das optimalen Temperaturen verändern können.// 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-  * Bei filigranen, dünnwandigen Objekten sollten 3 bis 6mm //Brim// und/oder 3 bis 8 //Raft// Schichten hinzugefügt werden, um die effektive Haftfläche zu vergrößern (siehe auch [[http://​manual.slic3r.org/​|Slic3r manual]]). 
-  * Das Hinzufügen eines //Raft// kann auch Levellingfehler ausgleichen (beschrieben unter [[tips-tricks#​Tips-for-easier-leveling|Tipps für besseres Levelling]]. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_brim.png?​400|Slic3r Print Settings – Einen //Brim// hinzufügen.}}] 
-[{{reprap-industrial-v1:​slic3r_raft.png?​400|Slic3r Print Settings - //​Raft//​-Schichten hinzufügen.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-Diese sind die Einstellungen für die erste Schicht. Probieren und experimentieren Sie mit dem Genannten, um Ihre eigenen Druckergebnisse zu optimieren und neue Materialien zu testen. Wir tuen dasselbe und veröffentlichen alle relevanten Erkenntnisse im Rahmen dieses Handbuchs. 
- 
-=== Schlechte Druckbetthaftung === 
-Der am einfachsten zu identifizierende und zu behebende Fehler bei mangelnder Druckbetthaftung ist das Vorhandesein von Trennmitteln auf dem Druckbett. Haben Sie kürzlich ein Objekt vom Druckbett genommen? Und dabei die Oberfläche mit den Fingern berührt? Fingerabdrücke sind ein sehr effektives Trenmittel, dass hervorragend das Anhaften des Kunststoffs am Druckbett verhindert. Jegliches Fett, Öl und Ähnliches hat diesen Effekt. [[service-guide#​Cleaning recommendation|Reinigen]] Sie daher stets das Druckbett mit einem geeigneten Lösungsmittel,​ bevor Sie einen neuen Druckauftrag starten.\\ 
-In vielen Fällen sind [[tips&​tricks#​Print bed leveling|Levellingfehler]] die Ursache für schlechte Haftung der ersten Schicht. Wenn der Abstand zwischen Düsenspitze und Druckbett zu groß ist, wird das Filament auf das Druckbett gelegt und nicht gepresst und nebeneinanderliegende Stränge verschmelzen auch nicht. Solche Fehler sind leicht zu erkennen und zu beheben: den Druck abbrechen, neu leveln und wieder drucken.\\ 
-Zu geringe Druckbetttemperaturen verursachen ebenfalls verschlechterte Druckbetthaftung. In diesem Fall muss zunächst die richtige Druckbetttemperatur durch ausprobieren ermittelt werden. Führt dies nach mehrfach geänderten Einstellungen,​ muss die Ursache anderswo gesucht werden. Dies kann von einem ungeeigneten Druckbettmaterial bis zu defekten Heizelementen reichen. Ein Blick in das [[reprap-industrial-v1:​troubleshooting|Troubleshooting]] hilft bei der Fehlersuche. 
- 
-==== Folgeschichten ==== 
-Während die erste Schicht darüber entscheidet,​ ob ein Druck überhaupt fertig gestellt wird, bestimmen die folgenden Schichten maßgeblich das endgültige Erscheinungsbild,​ die Oberflächengüte und die Stabilität des fertigen Objekts. Dünnere Schichten verbessern die Oberfläche,​ Fasen und Kurvenverläufe werden besser aufgelöst und mit wesentlich weniger Absätzen in Z-Richtung gedruckt. Jedoch erhöhen feinere Auflösungen auch deutlich die Druckzeit. Beachten Sie, dass eine Halbierung der Schichtdicke die Druckzeit mehr als verdoppeln kann und das ab einer gewissen Auflösung der Qualitätsgewinn nicht weiter zunimmt. Andersherum führt schnelleres Drucken zu rauheren Oberflächen. Es hängt davon ab, welche Auflösung Sie erzielen und wieviel Zeit Sie dahingehend investieren können oder wollen, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Slic3r und der RepRap Industrial setzen Ihnen hier keine Grenzen, probieren Sie also aus, wie Sie das gewünschte Ziel am sinnvollsten erreichen.\\ 
-Wir empfehlen folgende Einstellungen für das Drucken von ABS und ähnliche viskösen Materialien:​ 
-  * Die minimale Schichtdicke sollte ''​0,​1mm''​ nicht unterschreiten. Für Werte darunter haben wir keine adäquaten Kenntnisse vorliegen, da der Zugewinn an Oberflächengüte in keinem Verhältnis zur Zunahme der Druckzeit steht. Hochviskösere Materialien könnten geeignet sein, noch dünnere Schcichten zu drucken.\\ Beachten Sie, dass die Schichtdicke nicht unbedingt durch den Düsendurchmesser limitiert wird; hervorragende Druckergebnisse mit einer Schichtdicke von 0,1mm sind mit einer 0,35mm Düse ebenso möglich, wie mit der 0,25mm Variante. Ebenso beeinflusst die Schichtdicke nicht notwendigerweise alle Qualitätsmerkmale. Sollen feinste Strukturen und scharfe, enge Kanten gedruckt werden sollen, kann die Wahl einer kleineren Düse **ohne** Verringerung der Schichtdicke der Schlüssel zum Erfolg sein. 
-  * Die maximale Schichtdicke sollte 80% des Düsendurchmessers nicht überschreiten. Darüber wird der Abstand von Düsenspitze und vorangegangener Schicht zu groß und die extrudierte Materialmenge kann nicht mehr ausreichen, eine optimale Schichthaftung und damit stabile Modelle herzustellen.\\ Slicing-Software wie Slic3r ermöglichen die Einstellung der Schichtdicke auf 100% des Düsendurchmessers aber die allgemeine Erfahrung im FFF 3D Druck-Erfahrung und bei den Open Source RepRap 3D Druckentwicklung zeigt, dass max. 80% ist eine sichere Annäherung für beste Ergebnisse. 
-<WRAP clear></​WRAP>​ 
- 
-===== Maßhaltigkeit ===== 
-Maßhaltigkeit ist eine Kernanforderung an jedes Fertigungsverfahren und erfährt deshalb beim RepRap Industrial besondere Beachtung. Der 3D Drucker wurde mit so konstruiert,​ dass er mechanisch hohe Positioniergenauigkeiten erzielt und er bietet eine Reihe von Möglichkeiten,​ mechanische Störfaktoren auszugleichen,​ um Erscheinungsbild und Maßhaltigkeit zu verbessern (z.B. eine präzise [[reprap-industrial-v1:​service-guide#​backlash-calibration|Kalibrierung des Umkehrspiels]]).\\ ​ 
-Auch die empfohlene Slicing-Software [[http://​slic3r.org/​|Slic3r]] wurde gewählt, weil Sie Extrusionsbreiten,​ Materialdurchfluss und Bewegungen so berechnet, das die Konstruktionvorgaben der STL-Datei genauestmöglich umgesetzt werden.\\ 
-Kühling&​Kühling sichern eine Genauigkeit von ±0,2mm "ab Werk", daher wird jeder RepRap Industrial 3D Drucker vor Auslieferung sorgfältig eingestellt und optimal kalibriert.\\ 
-Jedoch beeinflussen einige Einflussfaktoren,​ die nicht vom 3D Drucker oder der Slicing-Software kompensiert werden können, die Maßhaltigkeit. Diese lassen sich durch leichte Änderungen und Anpassungen des 3D-CAD-Modells ausgleichen.\\ 
-Derzeit ist es nicht möglich, alle Einflüsse gleichzeitig und gleichwertig auszugleichen,​ aber die nachfolgenden Tipps helfen, die Maßhaltigkeit Ihrer Modelle zu verbessern, falls erforderlich. 
- 
-==== Einfluss von temperaturbedingter Schrumpfung ==== 
-Jedes Material unterliegt bei Erwärmen und Abkühlen temperaturbedingter Ausdehnung bzw. Schrumpfung. Da der Temperaturbereich,​ den ein Kunststoff während des Druckverlaufs durchläuft,​ sehr groß ist, je nach Material bis zu ΔT=280K, kann der Einfluss von thermischer Ausdehnung nicht vernachlässigt werden. Thermoplaste haben üblicherweise hohe Temperaturausdehnungskoeffizienten.\\ 
-Beispiel: der lineare Wärmeausdehnungskoeffizient ''​α''<​sub>''​L''</​sub>​ von ABS beträgt etwa ''​1x10''<​sup>''​⁻4''</​sup>​ ''​K''<​sup>''​-1''</​sup>​. Das bedeutet, dass ein Teil mit einem Nenndurchmesser ''​D''<​sub>''​N''</​sub>​ von 25mm bei Abkühlung von Druckbetttemperatur T<​sub>​b</​sub>​=100°C auf Raumtemperatur T<​sub>​a</​sub>​=20°C alleine durch Wärmedehnung um\\ \\ 
-''​25mm x 1x10''<​sup>''​-4''</​sup>​ ''​K''<​sup>''​-1''</​sup>''​ x (100°C - 20°C) = 0,19mm (~ 0,​76%)''​\\ \\ 
-schrumpft.\\ \\ 
-Eine Messreihe mit über zweihundert Messungen an ABS-Messkörpern,​ gedruckt auf einem Standard RepRap Industrial haben gezeigt, das über dem erwarteten Wert liegt. Tatsächliche Abweichungen von 1 bis 2% wurden festgestellt,​ dabei nahm der Effekt mit sinkendem Durchmesser zu. Besonders bei Abmessungen ≤5mm können andere Effekte (siehe unten) die Abweichung verstärken oder verringern.\\ 
-Für Nennwerte zwischen 2,5 und 25mm wurde die Maßabweichung für unkopensierte Messkörper und zwei unterschiedliche Kompensationsmethoden ermittelt.\\ 
-Für die unkompensierten Messungen gilt das oben gesagte.\\ \\ 
-Die erste und aufwändigere Methode der Kompensation ist, den Wärmeausdehnungsfaktor schon während der Konstruktion direkt in das 3D-CAD-Modell einfließen zu lassen. Auf diese Weise lässt sich eine STL-Datei erzeugen, die bereits im mit angepassten Abmessungen gedruckt werden kann.  Dies ist allerdings nur sinnvoll möglich, wenn das verwendete 3D CAD Programm die Möglichkeit bietet, alle Abmessungen gleichzeitig mit einem speziellen Faktor zu skalieren.\\ 
-Diese Methode bietet sich an, wenn die Maße bereits in der CAD-Datei überprüft werden sollen, was bei STL-Dateien üblicherweise einfacher ist, als im fertigen G-Code.\\ ​ 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-Der zweite, bequemere, Weg ist, das fertige Modell direkt in Slic3r zu skalieren.\\ Hierzu: 
-  * Laden Sie die STL-Datei in Slic3r. 
-  * Wählen Sie die [Scale...] Funktion und geben Sie den prozentualen Skalierungsfaktor ein. 
- 
-Ein Faktor von 101% hat sich als geeignet erwiesen, die thermisch bedingte Abweichung für Nennmaße ≥5mm auf Werte zwischen 0,15 und 0,75% zu reduzieren. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​slic3r_upscale.png?​400|Das Modell direkt Slic3r skalieren.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-Auszug aus dem Messprotokoll:​ 
-^  Nennmaß ​ ^ ^  Mittelwert\\ (12 Messungen) ​ ^  Abweichung ​ ^ ^  Kompensiert im\\ 3D CAD Modell\\ (Maß x α<​sub>​L</​sub>​) ​ ^  Abweichung ​ ^ ^  Kompensiert mit\\ Slic3r\\ (101%) ​ ^  Abweichung ​ ^ 
-^  [mm]   ^ ^  [mm]       ​^ ​ [%]   ^ ^  [mm]       ​^ ​ [%]   ^ ^  [mm]       ​^ ​ [%]   ^ 
-|  25,00  | |  ''​24,​74'' ​ |  1,04  | |  ''​25,​05'' ​ |  0,19  | |  ''​24,​99'' ​ |  0,03  | 
-|  20,00  | |  ''​19,​77'' ​ |  1,17  | |  ''​19,​96'' ​ |  0,20  | |  ''​19,​97'' ​ |  0,16  | 
-|  15,00  | |  ''​14,​75'' ​ |  1,64  | |  ''​14,​91'' ​ |  0,62  | |  ''​14,​89'' ​ |  0,71  | 
-|  10,00  | |  ''​9,​84'' ​  ​| ​ 1,65  | |  ''​10,​03'' ​ |  0,30  | |  ''​9,​97'' ​  ​| ​ 0,27  | 
-|  5,00   | |  ''​4,​94'' ​  ​| ​ 1,18  | |  ''​4,​99'' ​  ​| ​ 0,30  | |  ''​4,​98'' ​  ​| ​ 0,50  | 
-|  2,50   | |  ''​2,​40'' ​  ​| ​ 4,20  | |  ''​2,​44'' ​  ​| ​ 2,40  | |  ''​2,​45'' ​  ​| ​ 1,93  | 
-<WRAP clear></​WRAP>​ 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​cylindric_pyramid_mean-values.png?​400|Die Abweichung verringert sich signifikant wenn die Wärmeausdehnung kompensiert wird.\\ Sowohl für Durchmesser …}}] 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​cubic_pyramid_mean-values.png?​400|… als auch für geradlinige Maße.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-Obige Tabelle zeigt deutlich die Verbesserung der Maßhaltigkeit,​ egal mit welcher Methode eine Kompensation erfolgt.\\ Alle Messungen wurden für jede Methode an jeweils zwölf unterschiedliche Messkörpern vorgenommen (siehe nebenstehende Abbildung). Die Abweichungen vom Nennmaß wurden für jede Teilegruppe zur vergleichenden Darstellung gemittelt.\\ 
-Die Tabelle zeigt außerdem, dass für kleinste Strukturen der Effekt zwar deutlich ist, aber das zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um beste Ergebnisse zu erzielen. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​pyrcompuncomp.png?​400|netfabb Visualisierung der ABS Messkörper,​ die zur Ermittlung der Temperatureinflüsse gedruckt wurden. Links das unkompensierte Grundmodell,​ rechts das Modell nach Multiplikation mit α<​sub>​L</​sub>​ vor dem Export als STL-Datei.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
-<WRAP clear></​WRAP>​ 
- 
- 
-==== Einfluss des Umkehrspiels ==== 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-Ein anderer Faktor, der die Maßhaltigkeit ebenfalls stark beeinflusst,​ ist das Umkehrspiel der Antriebe. Jedes System, das Motoren, Riemen und Spindeln zur mechanischen Bewegungserzeugung einsetzt, muss sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Wann immer sich die Hauptbewegungsrichtung einer Achse ändert und sich damit die Bewegungsrichtung eines Antriebs umkehrt, erzeugt mechanisches Spiel ein leichtes Nachlaufen und damit eine Abweichung vom optimalen Bewegungspfad. Dieses Nachlaufen, das „Umkehrspiel“,​ ist messbar und kann softwareseitig kompensiert werden. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​axes_movement_theory.png?​400|Die vier Hauptbewegungsrichtungen und die Umkehrpunkte beim Drucken eines Ringes.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-Die nebenstehenden Abbildungen zeigen exemplarisch den Einfluss von nicht oder falsch kompensiertem Umkehrspiel auf Abmessung und Form einer Kreisbahn. Dies ist der Bewegungspfad,​ auf dem sich das Phänomen am deutlichsten zeigt, da sich die Bewegungsrichtung viermal über den Verlauf ändert.\\ 
-Die Abbildungen basieren auf Computersimulationen mit gleichmäßigen Einstellungen für die X- und Y-Kompensierung.\\ 
-Für jeden Pfad wurde angenommen, dass die Riemen in der Startposition (unten links) vollständig am Anschlag auf dem Riemenrad sitzen.\\ 
-\\ 
-Beachten Sie, dass überkompensiertes Umkehrspiel nicht lediglich gespiegelte Effekte des Unkompensierten hat, sondern dass sich ein vollständig anderes Bewegunsbild ergibt. Dieses ist bei komplexen Geometrien nicht vorhersagbar.\\ 
-\\ 
-In der Realität zeigt der RepRap Industrial ein leicht abweichendes Verhalten, da die Achsantriebe anders angeordnet sind. Die Y-Achse benötigt aufgrund der sich überlagernden Effekte beider Riemen stest einen etwas höheren Kompensationsfaktor.\\ Mehr maschinenspezifische Informationen zum Verhalten und zu Messung und Kompensation von Umkehrspiel finden Sie im [[reprap-industrial-v1:​service-guide|Service guide]]. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​backlash_uncompensated.png?​400|Tatsächlicher Bewegungspfad des Druckkopfes bei nicht oder unterkompensiertem Umkehrspiel.}}] 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​backlash_over-compensated.png?​400|Tatsächlicher Bewegungspfad des Druckkopfes bei überkompensiertem Umkehrspiel.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-==== Kleine Innendurchmesser ==== 
-Bei kleinen Innendurchmessern können, neben Schrumpfung und Druckkopfpositionierung,​ zwei zusätzliche Fehler die Maßhaltigkeit beeinflussen. 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-Wenn der Druckkopf einem Kurvenverlauf folgt, wird die Innenseite des Extrusionsstrangs etwas überfüllt,​ was zu einem Materialüberschuss an der Innenwand von Bohrungen führt.\\ Der Effekt kommt bei kleinen Innendurchmessern (<=5 mm) am stärksten zum Tragen.\\ 
-\\ 
-Wenn Ihr Druckobjekt wenige Überhänge aufweist, kann Reduzieren der Extrusionsbreite für äußere Perimeter diese Auswirkung verhindern helfen (siehe rechte Grafik). 
-Aber am effektivsten wird dies durch Erzeugen größerer Bohrungsdurchmesser direkt im 3D CAD Modell verhindert, da eine vollständige Kompensation durch Hard- und Softwareeinstellungen weder zu berechnen, noch zu steuern ist. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​small_diameter_deviation_extrusion1.png?​400|Überfüllen der Innenseite des Extrusionsstranges reduziert den Innendurchmesser kleiner Bohrungen.}}] 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​slic3r_advanced_extrusion-width.png?​400|Reduzieren der Extrusionsbreite der äußeren Perimeter in Slic3r.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP group> 
-<WRAP half column> 
-Eine untergeordnete Rolle als Fehlerursache spielt die Anzahl derDreiecke,​ aus denen die Oberfläche eines STL-Modells aufgebaut ist, also die Zahl der Facetten. Normalerweise ist die Auflösung der STL-Dateien ausreichend hoch, um alle Details eines Modells widerzuspiegeln,​ sodass eine Verringerung der Genauigkeit meistens vernachlässigt werden kann.\\ 
-Für die Maßhaltigkeit kleiner Bohrungen kann ein sehr geringe Anzahl von Facetten jedoch durchaus eine Rolle spielen.\\ 
-Die Grafik rechts zeigt den möglichen Einfluß der Facettenzahl auf den Innendurchmesser.\\ 
-Im Falle sehr grob aufgelöster Modelle, erhöhen Sie die Auflösung beim STL-Export, um die Maßhaltigkeit zu verbessern. 
-</​WRAP>​ 
- 
-<WRAP half column> 
-[{{:​reprap-industrial-v1:​diameterdeviationextrusion2.png?​400|Zusammenhang zwischen Facettenzahl und Durchmessermaß.}}] 
-</​WRAP>​ 
-</​WRAP>​ 
de/reprap-industrial-v1/knowledge-base.1447762533.txt.gz · Zuletzt geändert: 2015/11/17 12:15 (Externe Bearbeitung)